189
die die abendländischen Sieger aus den Reihen der Kreuzritter
im Lande der Begiegtell hatten keimen und werthschätzen gelernt,
Was von diesen reichen kostbaren Stickereien des Orients nicht
auf Handelswegen durch Kauffahrer, oft um hohe Preise, in
die Hand der Kirche gelangte, das wurde meistens als Geschenk
für befreundete Kirchen, von einzelnen Rittern und Anführern
der occidentalischen Glaubensstreiter in die Heimath, nach harten
und schweren Kämpfen und Gefahren, als Weihegeschenke mitge-
bracht und auf den Opferaltar der Kirche gelegt. Auch die Bi-
schöfe, die damals häufig mit in den h. Krieg zogen, versäumten
es nicht, für die Schatzkammer ihrer Kathedralkirche die kostbarsten
Gewebe und Stickereien in Byzanz und Griechenland anzusammeln
und als Danksagung nach glücklicher Rückkehr der Kirche zuzu-
wenden, Bei unserm mehrmaligen Aufenthalt in Halberstadt ist es
uns gelungen, Dank der entgegenkommenden.Freundlichkeit des
verstorbenen, vielseitig gebildeten Ober-Dompredigers Augustini,
eine beglaubigte Abschrift jener merkwürdigen Schenkungsacte, wie
vorhin schon bemerkt, zu erhalten, die vom Bischof Conrad von
Halberstadt bei seiner Rückkehr aus den Kreuzzügen dem Dome
daselbstjbergeben worden ist. In derselben sind in langer Reihe
aufgezeichnet alle jene Stoffe mit reichen Stickereien, die der ge-
dachte Bischof aus dem Üriente, als Geschenke für seine Kirche,
mit heimführte. In diesem Verzeichnisse lesen wir von kost-
baren Altardecken, die mit Goldfäden gestickt und mit Perlen
aufis reichste ausgestattet waren. Von einer andern Decke heisst
es: dass auf derselben die Ankunft des Herrn in seiner Herr-
lichkeit, die „majestas Domini", in Silber und Perlen auf eine
sehr edele Weise ausgeführt war. 1)
Aber nicht nur die Bischöfe und die Fürsten, sondern auch
der grosse Tross der Kreuzfahrer, die den h. Krieg mitge-
macht hatten, kehrten, wie wir im ersten Theile bereits an einer
Stelle ausführlicher mittheilten, mit kßßtbaren Stoffen und Sticke-
reien naeh dem Falle von Byzanz, Antiochien und so vieler
andern Stapelplätze des Orients beladen, als Begüterte in ihre
Heimath zurück, die früher aus Noth die niedrigsten Dienste
im Heere der Kreuzritter verrichtet hatten. Dass bei der Opfer-
willigkeit der damaligen frommgläubigen Zeit die verschiedenen
grössern und kleinern Kirchen des Abendlandes ihren guten
Auch vier Fahnen (vexilla), zwei grössere und zwei kleinere werden in die.
sem Inventare aufgeführt, die alle in Gold gestickt waren. Wir werden
später Gelegenheit nehmen, dieses merkwürdige Inventar mit andern gleich-
artigen der Oeflentlichkeit mit erläuternden Anmerkungen, zu übergeben,
13'"