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Essen, zu Quedlinburg, zu Gandersheim, zu Ober- und Nieder-
münster in Regensburg Vor ihrer Beraubung und Plünde-
rung eine Menge ähnlicher kunstreicher Teppichwerke, die von
dem geläuterten Geschmacke, der Kunstfertigkeit und Ausdauer
jener meist fürstlichen Klosterfrauen Zeugniss gaben, die, den Pomp
und Luxus des Hofes verachtend, sich hier in ruhiger Zelle dem
beschaulichen Leben gewidmet hatten. S0 zeigt man heute noch
in der Sacristei zu Quedlinburg einige äusserst merkwürdige
Ueberreste von in Figuren gewirkten vielfarbigen Teppichen, die
ein noch höheres Alter als die eben erwähnten in Halberstadt
beanspruchen dürften und möglicherweise aus dem Schlusse des
X. Jahrhunderts herrühren können. lllerkwvürdigerweise wurde
von einem geübten Kenner ein Bruchtheil dieses für die Kunst-
geschichte so interessanten Teppichwerkes aus Kirchenstühlen
zu Quedlinburg, der sich in sehr desolatem Zustande befand,
hervorgezogengwoselbst derselbe lange Jahre hindurch ein unwürdi-
ges, ungekanntes Asyl gefunden hatte. Noch führen wir an,
dass die Stickerei, meistens jedßßll nur in Wolle, es nicht un-
terliess, die Bedeckungen für Knie- und Sitzbanke im innern
Chore (scamnalia), so wie auch die verschiedenen Polster und
Kissen (pulvinaria, cussina), wie sie zum Sitzen oder Knieen
im liturgischen Gebrauche sind, kunstreich und gewählt aus-
zustatten.
Wenn nun schon die Pietät des Mittelalters für alles das
eine zarte Aufmerksamkeit zeigte, was zur kunstreichen Orna-
mentirung aller jener Gebrauchsgegenstände diente, die mit der
würdevollen Begehung der h. Opferhandlung in entfernterer Be-
ziehung standen, wie sehr musste denn der F rommsinn der Vor-
fahren darauf Bedacht nehmen, die Gewänder derjenigen durch
die Kunst der Itladelwirkerei würdevoll auszustatten, die die
Verwalter und Ausspender der Heilmittel der Kirche waren.
Und so sehen wir denn aus den Schatzverzeichnissen älterer
Kirchen, wie namentlich seit dem XI. Jahrhundert in den
meisten Gewandschränken der Saeristeien kirchliche Ornate und
Bekleidungsstücke der verschiedensten Art sich mehren, die, mei-
stens aus seidenen Stoffen bestehend, mit einzelnen gestickten
Ornamenten verziert, die Bestimmung trugen, die würdevolle Be-
gehung des, Gottesdienstes, namentlich an Feiertagen, verherr-
gihcheg mit ügürlicheä Darstellungen, ähnlich wie dieselben ebenfalls in der
rt er "tapisserie e Velours" in der Sacristei zu Quedlinb h
bewundert werden. arg eute noch