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durch gestickte Vorhänge nfrontalia" und "dorsalia" kungtgerecht
auszustatten. Wir beschränken uns darauf, um bei dem Einzelnen
nicht zu lange zu verweilen, hier nur hinzuweisen auf den reich
in Gold gesticktem Altarvorhang, den die Kaiserin Agnes, Gemah-
lin Heinrichs 1V., im Jahre 1087 nach Monte-Cassino als Geschenk
überbringen liess. 1) Ferner war es schon, dem Anastasiils Bi-
bliothecarius zufolge, im VII. und VIII. Jahrhundert in Italien häufig
der Fall, dass die Stiekkunst es unternahm, die weiten lillachen
der Altarvorhänge, „coopertoria altaris, tetravela", mit eingewirk-
ten Ornamenten und zuweilen auch mit grössern iiguralen Dar-
stellungen aufis kunstreiehste auszustatten. Diese Vorhänge, auch
zuweilen nvela, pallia altaris" genannt, hingen bekanntlich von
den Balken, „trabes", oder von eisernen Stangen herunter, die
nach vier Seiten hin über die vier freistehenden Säulen gelegt
waren, die den baldachinartigen Aufsatz trugen, an dessen WVöl-
bung, mit Kettehen befestigt, die Eucharistie, meistens in einer
kunstreieh gearbeiteten Taube, schwebend über der mensa des
Altars befestigt war. Diese seidenen, oft reich bestickten Vor-
hänge waren oben in Ringen beweglich, so dass damit das Cibo-
rium nach den vier Seiten konnte verhüllt Werden. Durch
Anbringung dieser vier Vorhänge, die der Stickkunst ein weites
Feld boten, um hier in grossartigem Maassstabe prachtvolle Nadel-
wirkereien zu Ehren des Höchsten auszuführen, fand auch der
Ausdruck seine volle Erklärung, wenn es im Staffelgebete heute
noch heisst: „introibo ad altare Dei". Dieses Zwischenhinein-
gehen zum Altare fand dann wirklich Statt, wenn der Vorhang
des Altares, der der Gemeinde zugewandt war, nach beiden Seiten
geöffnet und dem Priester nach dem "confiteor" der Zutritt
Zu dem von den drei andern Seiten verhüllten Altare zwischen
den vier Säulen des Ciboriums offen gelegt wurde. War nun
der Stickkunst in Seide und Gold und andern reichen Materialien
vielfach um diese Zeit Veranlassung geboten, das Ihrige zur Aus-
schmückung des Altartisches und des darüber sich erhebenden
Ciboriums oder Baldachin-Aufsatzes beizutragen, so war den we-
Niger geübten Künstlerinnen im einfachen Materiale von Wolle
und Leinen es nicht benommen, durch die Kunst ihrer Hände
verschönern zu helfen jene Teppiche, die über die Stufen des Al-
tares und über den Boden des engern Presbyteriums, namentlich
an Festtagen ausgebreitet wurden. Diese „tapecia, stragula",
L
Mabillon, Act. SS. Ordinis
p. 595, 600, 603, 604.
Benedicti,
Paris
1701.
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