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dig zu begehen, für kirchliche Cultzwecke die schönsten und
kunstreichsten Stickereien auch fortwährend im XI. Jahrhundert
angefertigt wurden. In grössern Benedictiner-Abteien, wie das
auch vorhergehend schon angeführt worden ist, kam es im XI.
Jahrhundert, als überhaupt in den reichern Abteien Kunstgewerke
einen höhern Aufschwung nahmen, allgemeiner in Aufnahme,
einzelnen besonders geschickten „brarnbaricarii", "breudatores"
entweder in dem Bereiche des Klosters die Anfertigung von
kirchlichen Ornamenten und Utensilien zu übertragen, oder
man legte auch an manchen Stellen, getrennt von der Abtei
auf Höfen, "metairies", solche umfangreichere Institute an, wo,
unter Leitung eines kunsterfahrenen Klostergeistlichen, nicht nur
der Bedarf an kirchlichen Gefässen, sondern auch an Para-
menten, Ornatcn und Stickereien für die Abtei selbst und
deren oft zahlreiche Filialkirchen reichlich geliefert wurden. 1)
Dass aus diesen mit den Klöstern in Verbindung stehenden kirch-
liehen Kunst-Instituten auch vielfach kostbare liturgische Sticke-
reien hervorgingen, die auf Kosten befreundeter Aebte, Bischöfe,
oder auch für einzelne Glieder des Säcularklerus angefertigt
wurden, unterliegt wohl keinem Zweifel, und kann man da-
für eine Menge von Citaten aus altern Schriftstellern bei-
bringen. Auch lasst sich der Nachweis führen, dass sich die
Kunst der kirchlichen Ornament-Stickereien an bischöflichen
Hochstiftern, namentlich in einzelnen grössern Städten, WO schon
in früher Zeit ein regeres Kunstleben auch in der Laienwelt sich
zu entwickeln begann, von einzelnen Laien als geübte Ornat-
sticker selbstständig und gegen Zahlung einer gewissen Summe
von Seiten des Bestellgebers angefertigt wurden. Die Hauptliefe-
ranten, ja, wir möchten fast sagen die Inhaber eines Monopols
für Anfertigung von grössern und reichern Stickereien waren
auch noch das ganze XI. Jahrhundert hindurch jene industriellen
und strebsamen Griechen, die als langgeübte Sticker ihr chre11-
volles und lohnendes Kunsthandwerk entweder in Byzanz, in der
Nähe des an reichen Luxus gewohnten Kaiserhofcs betrieben,
oder durch die Bilderstreitigkeiten vertrieben und ausser Brod
gesetzt, in Mittel-Italien, dem alten griechischen Exarchat, sich
durch die Geschicklichkeit ihrer Hände einen ehrenvollen Unter-
halt und ein neues Vaterland erwarben. Bei alten Autoren lesen
wir an manchen Stellen, wie die vielen und reichen Kirchen des
1) So liefert heute noch das Cisterzienser-Stift Osseg in Böhmen ein ausge-
zeichnetes sehr gesuchtes Fabrikat von schwarzen Zeugen in Wolle wie sie
für kirchliche Zwecke erforderlich sind. i
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