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Künstler und Theologen in der Lage waren, die Composition
und tiefsinnige Anordnung der vielen Scenerieen festzustellen,
oder es kann auch ein hervorragender Künstler, wie früher
bemerkt, Idee und Composition zu der in Rede stehenden reichen
Stickerei selbstständig entworfen haben, und mögen dann nach
einem solchen Entwurfe fromme Klosterjungfrauen oder auch
kunsterfahrene Laienhävnde im Dienste des Hofes diesen Kaiser-
Ornat angeordnet und ausgeführt haben. Ob diese Kunstarbeit
in Deutschland oder in Italien ihren Ursprung gefunden habe,
lässt sich heute schwer bestimmen. Jedoch kann man wohl mit
Grund annehmen, dass an einem Orte, wo man sich schon seit
langer Zeit mit Kunststickereien befasste und wo das geeignete
Material leichter zu haben war, Kunstwerke in diesem Umfange
eher Entstehung finden konnten, als in einem Lande, das über-
haupt der Fabrikation von Seidenstoffen und Goldfaden ferne lag.
Dass das südliche Italien für Hervorbringung solcher künstlicher
Stickereien geeigneter und günstiger gelegen war, als andere
Länder, leuchtet ein. Wenn auch hinsichtlich der Technik und
des dazu angewandten Materials das eben beschriebene Kaiser-
gewand vollkommen analog ist mit dem in Bamberg ebenfalls vor-
findlichen zweiten Kaisermantel, dem die Tradition den Namen
„pallium St. Henrici" vorzugsweise zuerkannt hat, so ist das
letztgenannte pallium für die Kunstgeschichte doch viel merk-
würdiger hinsichtlich der höchst originellen phantasievollen Dar-
stellungen, womit die Geschicklichkeit eines maurischen Kunst-
stickers die weiten Flächen dieses Kaisermantels belebt hat, Es
sei gestattet, für den vorliegenden Zweck bloss anniiherungsweise
dieses reiehgestickte kaiserliche Pallium zu beschreiben 1) und ge-
nüge deswegen die Angabe, dass der ganze Mantel, den man
gleich nach der Schenkung zu einem Messgewande ohne Ein-
schnitt in Form einer runden Glocke umgestaltet hat, mit den
bekannten zahlreichen Darstellungen des „0rbis pictus terrarum"
geschmückt ist. Es war dieses auf königlichen Pallien der früh-
romanischen Kunstepoche ein Gegenstand, den die Stickkunst
wohl deswegen mit Vorliebe anzubringen pflegte, weil es den
Träiger dadurch gleichsam als den unumschränkten Herrscher
Wir werden in dem Prachtwerke: Die Kle'nod' d 11
Reiches", die Abbildung dieses megkwürdigen Kläglserfrfantelgomlichdentscylen
wiedergeben, mit ausführlicher Beschreihunu ab Parallel PO ychromatlsch
nungsmantel der deutschen Kaiser, der 11mm 100 Jahre d; m; dänll Krö-
folge jünger ist als das in Red th d , ns-c nt ab
richü: II. , e S6 811 0 Prachtgewand. Kazser Hein-