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Hofrath von Auer, hatte die Gewogenheit, eine Verkleinerung
dieser grossen Originalpause durch den Staatsphotograph veran-
stalten und auf den verkleinerten Maassstab reduciren zu lassen,
wie es die beifolgende Zeichnung auf Taf. III, zeigt. 1)
Wir müssen es bedauern, dass Format und Umfang des
vorliegenden WVerkes es nicht gestatten, eine vollständige Copie
des ungarischen Krönungsmantels in seiner vollen Ausdehnung
zu geben, und verweisen diejenigen, die sich näher dafür inter-
essiren, auf die grosse chromolithographirte Abbildung, die von
demselben in unserm unter der Presse befindlichen grössern
WVerke: "Die Kleinodien des h. römischen Reiches deutscher
Nation" erfolgen soll.
Die Zeichnung auf Taf. III. veranschaulicht auf sehr be-
schränktem Raume bloss einen kleinen Theil der Kunststiekerei von
der Hand der frommen Gisela; jedoch bietet dieselbe den Vortheil,
dass sie ziemlich genau die Technik der reichen Goldstickerei
wiedergibt, so wie die Farbe des zarten seidenen Stoffes, auf
Welchem dieselhe ausgeführt ist. Es kann bei Feststellung von
historischen Angaben, wie die Stickerei für Altargebrauch im
Laufe der Jahrhunderte sich allmälig entwickelt hat, unmöglich
unsere Absicht sein, hier eine umfassendere Beschreibung des
heutigen ungarischen Krönungsmantels folgen zu lassen. 2) Wir
verweisen deswegen auf das interessante Schriftchen, welches der
gelehrte Jesuit Erasmus Fröhlichs 3) 1754 darüber veröffentlicht hat,
und beschränken uns darauf, in Folgendem eine kurze Beschrei-
bung, die mehr die artistische Seite des merkwürdigen Gewandes
behandelt, folgen zu lassen. Wann und bei welcher Veranlassung
die in Rede stehende Goldstickerei bei der Krönung der-unga-
rischen Könige in Gebrauch gekommen ist, vermögen wir nicht
anzugeben; das aber steht unbezweifelt fest, dass der ebenge-
dachte Jesuit Fröhlichs in seinem schätzbaren Wferkchen nicht
In jüngster Zeit sind bei Gelegenheit der Wiederauffindung der ungarischen
Kleinodien (in einem Sumpfe bei Orsoy) mehrere unrichtige Abbildungen der
„Casula Gislae Regß in Druck erschienen; auch sogar die illustrirte Zeitung
hat sich auf das ihr fremde archäologische Gebiet gewagt und eine jämmer-
liche eharakterwidrige Skizze derselben geliefert.
Um nicht bereits Gesagtes nochmals zu wiederholen, weisen wir hier da-
rauf hin, dass wir bei Gelegenheit der detaillirten Beschreibung der unga-
rischen Kron-Insignien in den monatlich erscheinenden "Minheilungen der
k. k. Commission zur Erhaltung der Baudenkmale, II. Jahrgang", in dem
Julihefte auch den ungarischen Krönungsrnantel ausführlicher beßprßchen
haben.
Casulae S. Stephani Reg. Hungar. vera imago et exposißio Per Erasm-
Frühlichs, S. J. Viennae 1754.