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Bedingung, dass Alwide seiner Tochter Unterweisung gäbe in
der Kunst, die Säume der Gewänder (orfrois) durch Stickereien
kunstvoll auszuschmücken. 1) Ein anderer Name einer berühmten
Stickerin ihrer Zeit, Levide, findet sich verzeichnet in dein bekann-
ten Domesday-Book Altenglands, worin angegeben Wird, dass
dieselbe angefertigt habe und noch anfertige die Stickereien des
Königs und der Königin. 1') Auch wird in dem Testamente der
Königin Mathilde einer ausgezeichneten Stickerin gedacht, der
Frau eines gewissen Aldered, die sich zu Wdnchester mit kunst-
reichen Nadelarbeiten beschäftigte. Auch von deutschen fürst-
lichen Stickerinnen sind in der Geschichte nur verhältnissmässig
wenige Namen aufbewahrt. So wird berichtet, dass wahrschein-
lich die Abtissin Mathilde von Quedlinburg für Otto III. einen
reichgestickten Kaisermantel angefertigt habe, auf Welchem in
kunstvollen Nadelwirkereien Scenen aus der geheimen Offenbarung
Johannes angebracht gewesen seienß) Auch die fromme Kunigundß,
die Gemahlin Heinrichs Il., soll für den Letztgenannten ein kost-
bares Gewand angefertigt haben, das mit Gold, Perlen und
Edelsteinen auf's reichste ausgestattet war. Dass die Königin
Gisela, eine baierisehe Fürstentoehter und Gemahlin des h. Stephan,
selbstständig die höhere Stickkunst in grosser Vollkommenheit eigen-
händig gepflegt habe, werden wir später sehen, wo die Beschrei-
bung des ungarischen Krönungsmantcls eingereiht werden wird.
Im XII. Jahrhundert treffen wir abermals eine gräfiiche Abtis-
Sin, Agnes mit Namen, an, die in Quedlinburg einen kßstbaren
Teppich stickte, worin sie eine Widmung anbrachte, die zu Deutsch
so lauten würde:
Gottes erhabüxcr Prophet l dies Prachtwark widmet Dir Agnes.
Zierde des Priestergeschlec hts! nimm Du in Gnaden
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auf.
Ein altes Sterberegister im Kloster Thierhaupten hat noch bis
auf unsere Tage den Namen einer edeln Klosterjungfrau gebracht,
Gepa, die für den Dienst des Altars eine Menge kostbarer Sticke-
reien in Gold und Seide ausgeführt habe. 4)
L
1) Domesday-Book etc. vol. I. MDCCLXXXIII in-fol. 149 recto, col. 2, in fing,
z) ,Hec Leuide fecit et facit aurifrisium regis et regine." Domesday-Bgok
vol. I. fol. 74 reeto, col. 2, in med.
3) Dr. E. Guhl, die Frauen in der Kunstgeschichte. Berlin 1858. Leider hat
der Verfasser es unterlassen, für eine weitere Forschung anzugeben, woher
er seine Angaben entnommen hat.
ß) Idem Seite 42.
Liturgische Gewänderw" 11