Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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lässt sich daraus ermessen, dass ein zu Cloveshoe abgehaltenes Con- 
cil im VII. Jahrhundert ausdrücklich die Anfertigung und Ver- 
zierung von Profangewändern durch Stickereien untersagte. 1) Auch 
in Deutschland hat die Kleiderpracht und die Anwendung reicher 
Stickereien zur Zeit des heil. Bonifacius eine ziemliche Höhe 
erreicht, und kann man das schon daraus entnehmen, dass der 
heil. Bonifacius in einem Briefe an den heil. Cuthbert, Erzbi- 
schof von Canterbury, geschrieben im Jahre 745, losdonnert ge- 
gen die überreiche Ausstattung und Verzierung der Profangewvänder 
seiner Zeit. Vierzig Jahre später verbietet ein anderes englisches 
Concil den Canonikern Kleider zu tragen aus vielfarbigen indischen 
Seidenstoffen oder aus Stoffen mit kostbaren Stickereien. z) Die 
meisten Bischöfe jener Zeit Waren indess nicht so streng hinsicht- 
lich der Ausstattung kirchlicher Ürnate, wie der heil. Caesarius 
in oben erwähnter Stelle. Und so finden wir in vielen Diöcesen 
weibliche Orden, die mit ihren Mauern eine vollständige Wiallufaßtllr 
für Kirchen-Ornamente und Paramente umschlossen; aber auch hin- 
sichtlich der Klüster für Männer, die nach der Regel des heil. Be- 
nedict lebten, findet man bei altern Schriftstellern manche An- 
gaben, dass nicht nur im Kloster selbst von Laienbrüdern (laici), 
unter Leitung und nach Angabe eines kunstverständigen Mön- 
ches, Kirchen-Ornate und Stickereien häufig ausgeführt Würden, 
sondern dass auch bei grössern Benedictiner-Abteien Meierhöfe 
in unmittelbarer Nähe derselben bestanden, WO eine förmliche 
Kunstwerkstätte von Arbeitern eingerichtet war, die sich vor- 
zugsweise mit Anfertigung von kirchlichen Webereien und Stik- 
kereien beschäftigten. S0 erwähnt nämlich der Chronist von 
Farfa einer Meierei des Klosters vom heil. Benedict „in Silva 
plana", wo im grössern Maassstabe ein solches vom Kloster ge- 
leitetes Etablissement bestand. 3) Desgleichen führt auch ein alter 
Geschichtschreiber der Kirche von Ely an, dass eine vornehme 
angelsächsische Frau sich dem Dienste der Kirche gewidmet 
und gelobt hatte, fortwährend zu Ely zu Wohnen. lilan hatte 
ihr dort eine iVohnnng in der Nähe des Klosters angewiesen, 
wo sie in friedlicher Stille mit mehfern andern zarten Jung- 
frauen (cum puellulis) der Anfertigung von kunstvollen Sticke- 
i 
„Magique legendis libris, vel canendis psalmis, quam texendis et plectendi; 
vario colore inanis gloriae vescibus studeant operam dare." Concilium ce- 
lebre Clevishoviae etc. A. D. 747. can. 20. 
Conc. CalchaL, ann. grac. 787. can. 7. „Ornamenta vestium . latissä 
mis clavis et vermium imaginibus clavata."   1 
Rer. Italic. Script. tom. II. pars II. col. 469. A.
	        
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