144
U li Grieu erent, ki bouterent les fus
En 1a cite, dont il erent confusf")
Demjenigen, der noch weiter in Erfahrung bringen möchte,
welcher technischen und ästhetischen Vollendung die Stickereien
edeler englischer Frauen und Jungfrauen sogar vor dem X. Jahr-
hundert sich rühmen konnten, der vergleiche das Nähere hier-
über in dem öfters angeführten trefflichen Werke des Francisque-
Michel, dem wir als schätzbaren Strebensgcnossen vielfach gefolgt
sind. Nach dem rühmlichen Vorgange englischer Königinnen,
Fürstinnen und adeliger Frauen und Jungfrauen, die zum Dienste
der Kirche die kunstreichsten Nadelarbeiten bereits im frühesten
Mittelalter anzufertigen pflegten, lohnte es sich auch der Mühe,
naohzuforschen, ob dem anregenden Beispiele der englischen
Kunststickerinnen auch nicht edele Frauen des übrigen christlichen
Abendlandes in Anfertigung künstlicher Nadelarbeiten zur Hebung
der würdevollen Feier der h. Geheimnisse gefolgt sind? Sehen wir
uns deswegen im Lande der nach Gallien ausgewanderten Franken
um, so tritt uns zur Zeit Hugo Capeüs seine Frau, die Königin
Adelheide, als kunstgeübte Stickerin entgegen. Diese Fürstin
schenkte nämlich der berühmten Kirche des heil. Martin von
Tours ein prachtvoll "gesticktes Messgewand, auf Welchem sie
kunstvoll auf der Rückseite durch Nadelwirkereien dargestellt hatte
in Goldfäden: Gott den Vater, umgeben von Seraphinen, vor
ihm beugten sich Cherubinen. Auf der vordern Seite hatte die
Kunstfertigkeit der königlichen Stickerin zur Anschauung ge-
bracht: die zweite Person in der Gottheit, in Gestalt des Lam-
mes, umgeben auf den vier Seiten von den vier lebendigen We-
sen, den Symbolen der Evangelisten. 2) Adelheid verehrte auch
der Abtei-Kirche St. Denis eine kostbare Casel, die von bewun-
derungswürdiger Arbeit gewesen sein soll. Auch schenkte die-
selbe fromme Königin, die Mutter des Königs Robert, der sich
nicht weniger freigebig gegen die Kirche bewies, ein anderes
Altars-Ornament derselben Abtei-Kirche, wo nach mittelalterlicher
Anschauungsweise nach dem Spruche des Psalmes: „omnis spi-
ritus landet Dorninum" durch Nadelwirkereien kunstvoll der „orbis
pictus terrarum" 3) bildlich veranschaulicht worden war. Desgleichen
Roman d'Ans6is de Carthage, Ms. de 1a Bibl. nat. Nr. 7191. fol. 11 recto-
col. 2. v. 6.
Helgnldi Floriac. man. Vita Roberti regis, cap. XIV. (Rec. des hist- dßS
Gaules etc. , tom. X. pag. 104. D.)
Solche kostbare Festtags-Ornate, worin der Erdkreis iigürlich in Gold ein.
Beßvißkl war, finden sich um diese Zeit häuüger vor. So ist auch de!" heute