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auf, wo damals überhaupt Kunst und Wissenschaft einer hohen
Blüthe sich erfreuten. Hier waren es vorzugsweise hohe fürstliche
Personen so wie fromme Klosterfrauen und zuweilen auch Be-
nedictiner-Mönche, die in dieser frühen Zeit die Kunst des freien
Handstickens zu einer solchen Höhe der Ausbildung förderten,
dass später englische Stickereien sprüchwörtlich und viel gesucht
wurden. So lesen wir in der Lebensbeschreibung der heil.
Etheldreda, Jungfrau und Königin und erste Abtissin des Klo-
sters Ely, dass sie dem heil. Cuthbert, der damals noch nicht
Bischof war, eine kostbare Stola und Manipel zum Geschenk
machte, die sie selbst mit grösster Kunstfertigkeit gestickt und
mit Gold und Edelsteinen geschmückt haben soll. 2) Diese eben-
genannten kostbaren Stickereien sah man noch bis zum XII.
Jahrhundert in einer Kirche von Durham. Zur Zeit, als der eben-
gedachte h. Cuthbert durch seine Tugenden die englische Kirche
verherrlichte, lebte auch am Hofe der Königin Mathilde, der
spätem Königin von Schottland, eine Kammerfrau, die durch ihre
kunstreichen Stickereien einen grossen Ruf vor allen andern
Frauen und Jungfrauen Englands sich erworben hatte und mit
ähnlichen Kunstarbeiten vielfach sich beschäftigteß)
Den gelehrten Mittheilungen des Dr. Roch zufolge bewahrt
man heute noch zu Durham eine kunstreich gestickte Stola, wel-
che die Königin Aelfled, "Gemahlin Eduardis des Alten, dem frommen
Bischofe von Winchester, Frithestan, zum Geschenke gab. Dieselbe
soll ehemals sehr kunstvoll mit den Bildern der heil. Apostel bestickt
gewesen sein. Auch die vier Töchter der ebengenannten könig-
lichen Stickerin scheinen von ihrer Mutter eine Vorliebe für kunst-
reiche Stickereien ererbt zu haben, und werden wegen ihrer
grossen Geschicklichkeit und Ausdauer bei Anfertigung kunstvoller
Webereien und Nadelarbeiten sehr gerühmtß) Ein anderer eng-
lischer Chronist theilt aus dem Leben des heil. Dunstan mit,
dass eine fromme Dame, Ethelwürm, einstmals ein Messgewand zu
Gesta Guilielmi ducis etc., apud Duchesm, Hist. Normann. Script. antiqui,
p. 211, B.
Acta. Sanct. ord. S. Bened., saec. II. pag. 748.
„Foemina.igitur praedicta, operis texturae scientia purpuraria nobilis exstiterat,
et aurifrixoria artificiosae compositionis peroptima super omnes Angliae
mulieres tunc temporis principaliter enituerat." Reginaldi mon. Dunelm,
Libell. de adm. B. Cuthberti virtut. etc., cap. LXXIW pag, 151
The church of nur fathers, v. II. pag. 269.
Will. Malmesb., De Gest. reg. AngL, lib. II. cap. V. (Her. Angl. Script
posc Bed. praecip, ed. MDCI. pag. 47, lin. 10; ed. Th. Duffus Hardvl
10m. I. pag. 198. ä. 126.) "
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