Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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Brito in Vocabulis erklärt den Ausdruck, indem er sagt: "plu- 
marius, operarius qui operatur cum pluma, i. e. cum acu. Plu- 
marium, opus acu pictum." Hiermit übereinstimmend lesen 
wir auch in der Regel des heil. Caesarius für die Jungfrauen 
Q. 8, Nr. 45: ipsa etiam ornamenta in monasterio simplicia esse de- 
bent, nunquam plumata, nunquam holoserica. 
Ferner heisst es auch im Monasticum anglicum tom. 3, pag. 
318: habet paruras de opere plumario longas.    amictus de 
opere plumario consutus cum nodis aureis et argentis. Neben 
diesem Ausdrucke „opera plumaria" kommt auch die verwandte 
Bezeichnung „plumatum opus" manchmal vor und zuweilen auch 
identisch für Stickereien plurneum opus; sogar beim Alcuin lib. 
de divinis officiis: plumare opus. 1) Um dieselbe Zeit begegnen 
wir ferner auch als Bezeichnung für Stickerei dem Ausdrucke 
ßacupictura"; noch häufiger aber der Bezeichnung „0pus polymi- 
tum", so wie auch der variirenden Bezeichnung polemitum. Bei 
Isidorus lib. 19 und Ürigines cap. 22 nimmt es den Anschein, 
als 0b ein "polymita vestis" ein kunstreich gewebtes vielfarbiges 
Gewand sei. Es heisst nämlich daselbst: „p0lymita vestis multi 
coloris: polymitus enim textus multorum colorum." Jedoch führt 
Brito dagegen an, dass unter dem Ausdrucke "polymitarius" ein 
Sticker zu verstehen sei,und gibt die wörtliche Erklärung: "po- 
lymitarius qui cum acu vel cum manu pingit." WVer das W eitere 
über diese Bezeichnung „0pus polymitum" hinsichtlich seiner Ver- 
wandtschaft mit dem Ausdrucke examitum und axamitum nach- 
sehen will, vgl. Salmasius ad hist. Aug. Was unter der Be- 
zeichnung „0pus Cyprense" und „0pus anglicanumt" zu verstehen 
sei, davon soll später gehandelt werden. 
Die Kunst des Stickens, die, wie wir im Eingange gesehen 
haben, in vorchristlicher Zeit aus Kleinasien, Phönicien ihren 
Weg zur Zeit der Caesaren nach Griechenland und Italien ge- 
nommen und seit der Regierung Justinianis dauernd ihren Sitz 
in Byzanz aufgeschlagen hatte, tritt bereits gegen das Ende des 
VII. Jahrhunderts als ein vielgeübter und gesuchter Kunstzweig 
zur Ausstattung kirchlicher Gewänder in den britischen Eilanden 
Wir geben es unbedingt zu, dass die oben angeführten Bezeichnungen für 
Stickereien vielfach schwnnkend sind und unter „opera polymita" und 
„opera. plumaria" bei ältern Autoren reich gewirkte und mit eingewebten 
Mustern vielfarbig gestaltete Stoffe zuweilen verstanden werden. Auch der 
Ausdruck nvariare, variatio, variator" findet sich vielfach identiSCh für 
sticken, Stickerei; daher bezeichnet das bekannte "in vestitu deaurato, cir- 
cumdatq. vuietate" ein reiches Gewand mit gesticktem Goldsanm.
	        
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