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Derselbe Schriftsteller erzählt uns auch vom heil. Maxiinian,
dem 24. Ravennatischen Erzbischofe, Folgendes: „Derselbe liess
auch einen andern Altarbehang von Gold anfertigen, Worin im
Bilde alle seine Vorgänger wiedergegeben waren, und er liess aus
gezogenen Goldfäden die Bilder derselben ausführen. Und des-
gleichen machte er auch einen dritten und vierten Vorhang mit
eingestickten Perlen, auf welchem man liesft die WVorte: ,Parce
Domine, populo tuo et memento mei peccatoris, quem de stercore
exaltasti in regno tuof" Von allen diesen kostbaren Stickereien
in Gold, Seide und Edelsteinen für kirchlichen Gebrauch von dem
I. bis zum VI. Jahrhundert hat sich trotz unserer sorgfältig-
sten Nachforschung bis zur Stunde nicht die geringste Spur
mehr auffinden lassen, und scheinen die letzten Reste ähnlicher
Kunstwerke in Italien, Deutschland und Frankreich vollends in
dem Strudel der Revolution zu Anfang unseres aufgeklärten Jahr-
hunderts unwiederbringlich untergegangen zu sein.
So hatte sich aus der eben gedachten sehr fernliegenden Epoche
bis zum Schlusse des vorigen Jahrhunderts noch erhalten ein höchst
merkwürdiges Messgewand, das in der oben angegebenen WVeise
durch kunstreiche Nadelarbeiten prachtvoll ausgestattet war. Das-
selbe befand sich in der berühmten Kirche von „St. Appollinaris
in classe" in Ravenna und erschien gegen Mitte des vorigen Jahr-
hunderts darüber noch eine gelehrte Monographie. 1)
Es kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, wer von
dem Zeitalter Constantilfs des Grossen bis zu den fränkischen
Zeiten hauptsächlich die Anfertiger der oft so reich gesticktem
Gewänder gewesen sind, deren man sich bei der Feier des heil.
Opfers in frühchristlicher Zeit bediente. Schon die Namen sol-
cher Stoffe und Stickereien besagen, dass sie der kunstgeübten
Hand der Griechen in Byzanz gIrossentheils ihr Entstehen zu ver-
danken hatten. So ist es als bekannt vorauszusetzen, dass mit der
Theilung des römischen Reiches, durch Verlegung des oströmischen
Kaiserthumes nach Byzanz auch jene Kleinkünste, die vorzüglich
eine manuelle Geschicklichkeit erforderten, ihren Sitz von Italien
ipsius Maximiani effigies in duobus locis praeclare factae sunt, 11113 major,
et altem minor, sed nulla inter majorem et. minorem distantia est. In m1,
nore habet. literas exaratas, contiuentes ita: ,Magniiicate Dominum mecum,
qui me de stercore exaltavitf" Vita. S. Maximiani, cap. VI. in Agneni
Lib. Pontif. pars II. (Rer. Ital. Scriph, tom. II. pars I. pag [Q8 COL
I. Cfr. Acta Sanctor. Februarii tom. III, pag. 297. col. I. A.
Mauri Sart. de veteri Casula. diptycha. Dissertatio. Faventiae, apud J0_
sephum Antonium Archium, A. Rep. Sal. 1753. in 4.