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stenthume Bekehrten, wie es scheint, gemeinsam war, mit denen,
welche noch der alten Götterlehre huldigten, gab den strengern
Vorstehern und Kirchenlehrern der ersten Jahrhunderte vielfache
Veranlassung, Öffentlich in Vorträgen, Unterweisungen und Schrif-
ten gegen dieses übertriebene Nachäffen der heidnischen Kleider-
praeht und des Pompes, manchmal in schonungsloser Weise, an-
zugehen. 1) Auch der grosse Kirchenlehrer Hieronymus eifert
mit Recht gegen die verschwendcrische und luxuriöse Anwendung
der Stickereien, wie sie an den Profangewändern seiner Zeit bei
den Christen, nachahmend ihre heidnischen Vorfahren, im Schwunge
waren. Dieser Kirchenlehrer spricht in seinen Homilien auch von
den gemalten Teppichen, Y) desgleichen von der babylonischen
Kunst, worunter jedenfalls gestickte Scenerieen zu verstehen sind.
Er sagt nämlich in einem seiner Briefe: "Pro gcmmis et serico
divinos eodices amet, in quibus non auri et pellis Babylonicae
vermiculata pictura." 3) Dass die fromme Mutter des ersten christ-
lichen Kaisers Constantin auch die Stickereien für höhere Cult-
Zwecke geliebt und in Anwendung gebracht habe, ist bei ihrer
grossen Vorliebe für die Würde kund den Schmuck der Tempel
sehr wahrscheinlich. Sich darauf stützend, kommen hin und wie-
der Angaben von gestickten Kunstwerken vor, die, von der Hand
der heil. Helena herrührend, sich bis heute noch erhalten haben
sollen. So rühmt die Stadt Vereelli noch bis zum heutigen Tage
sich des Besitzes einer gestickten Madonna, deren Incarnations-
theile jedoch in Oel gemalt sind, die der frommen Kunstgeschiek-
liehkeit der Mutter des Kaisers Constantin ihr Entstehen zu ver-
danken haben sollft) Leider wussten wir bei unserm kurzen
Aufenthalte in Vercelli nicht das mindeste über das Vorkommen
einer solchen höchst merkwürdigen Stickerei. Indessen Steht die
Richtigkeit obiger Angabe aus dem Grunde schon sehr zu be-
zweifeln, da hinzugefügt ist, dass Gesicht und Hände in Oel ge-
malt seien, ein Pigment, dessen Anwendung einer viel jüngern
Epoche angehört. Merkwürdig ist es, dass auch in einem alten
1) Vgl. Johannes Chrysostomus in seiner 50. Homilie über die Evangelien
des h. Matthäus. Edidit Gauur, tom. VII. pag. 573 D. und ferner; B_
Theodoreti Oper. tom. IV. Lut. Paris. sumpt. Sebest. Cramoisy etc
A MDCXLII. in fol. pag. 361 B.
Epist. LIV. (a1. XXXVL) S. Hieran. ad Pammach. script. ann, 398
(S. E. Hieran. Oper. tom. IV. pars alt. Paris MDCCVI. pam 585)
3) Ep. LVII. (a1. VII.) ad Laetam de insticutione filiae, seripä ann 393
vel circiter.
q) Des ori ines traditionelles de 1a. einture
Paulin, g18-l0. in-BO. Page 53, enp note. en habe, Par Louis vlardoth Paris.