Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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werden, womit das im Tempel des Jupiter aufbewahrte Triumph- 
kleid durch phrygische Künste auf's reichste ausgestattet war. 
Die Zeichnung gibt auch ein deutliches Bild, wie die Form der 
römischen Palme beschaffen war, woher auch der Name wvcstis pal- 
mata" gekommen ist. Diese Palme setzt sich zuweilen als Blume stern- 
förmig zusammen, von einem Kreise eingefasst, oder sie tritt 
als Guirlantle auf an dem untcrn Saume (ler Toga (vgl. die Zeich- 
nung). Dass die Ornamente, wie sie auf dem in Rede stehenden 
römischen F eiergewantle, in Elfenbein sculptirt, zu ersehen sind, 
nicht in Gold cingewebt, sondern durch die Nadel eingewirkt 
sind, ist schon daraus zu entnehmen, dass die Seidenweberei mit 
goldenen Dessins broschirt von den Römern damals nicht gekannt 
und geübt war; auch sind, wie es der Augenschein lehrt, die 
Muster mit figürlichen Darstellungen, kleinere Brustbilder, wahr- 
scheinlich Bewohner des Olymps vorstellend, zu complieirt und 
gehäuft, als dass es der damals noch in der ersten Entwickelungs- 
Epoche befindlichen lrVeberei möglich gewiesen wäre, solche Orna- 
mente bei der unvollkommenen technischen Einrichtung des We- 
bestuhles zu erzielen. Wie die untere Darstellung auf Tafel I. 
die von dem Triumphator unterjochte und besiegte Nation vor- 
stellt mit einfachen Sklavengewandern ohne Stickereien bekleidet, 
so zeigt die obere Darstellung die Sieger in den Gefilden des 
Olymps, und zwar sitzt daselbst die „gens togata" in reiche 
Purpurgewänder gekleidet, die mit einem durch phrygische Ar- 
beiten verzierten „latus clavus" ehrenvoll ausgestattet sind (vgl. 
Tafel  
Eine andere Abbildung einer reich in Palmetten gesticktem 
„toga pieta et palmata" ersieht man als Anhang zu der Abhand- 
lung von Du Cange „de nummis inferioris aevi". Auch in den nMÖ- 
langes d'Archeologie" I. Band, Abbildung XXIXASt dieses merk- 
würdige Consulardiptychon aus dem klassischen Zeitalter in ge- 
lungener Abbildung mitgetheilt. Auf derselben Tafel sind auch 
noch zwei andere Imperatoren in reichem Costüm nach alten Ori- 
ginalen abgebildet, und findet man bei allen diesen Darstellungen 
dieselbe" stereotype Ausprägung in Gestaltung der Palmette, wie 
Tafel I. uns dieselbe veranschaulicht. Wie oben schon angedeutet, 
glauben wir nicht annehmen zu sollen, dass diese an der Consular- 
und Oaesaren-Toga immer wiederkehrenden Ornamente durch die 
Kunst des Webens hervorgebracht waren, sondern wenn über- 
haupt an dem hervorragcndsten Feierkleide des alten R0m's reiche 
Ornamente fast als Reliefs auftreten, so konnten diese nur durch 
Nadelmalereien (acupictura) erzielt werden.
	        
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