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pflegte. Scenerien und Ornamentationen, wie man sie heute noch
in Pompeji und auf andern klassischen Bauresten des alten Ita-
liens als Wandmalereien und Mosaiken antrifft, desgleichen figu-
rale und ornamentale Darstellungen, Wie sie noch zahlreich auf
altgriechischen, römischen und etrurischen Vasen, Urnen etc.
vorkommen, nicht weniger auch einschlagende bildliche Darstel-
lungen auf Erzeugnissen der klassischen Kleinkünste, wie man sie
noch in Menge im "Museum Bourbonicum" zu Neapel und in den
vielen römischen Museen vorfindet, geben uns eine ziemlich deut-
liche Vorstellung, in welchen Mustern die Prachtsucht des Caesaren-
Zeitalters die Feiergewänder der Patricier, Senatoren und vornehmen
Matronen der altberühmten Tiberstadt ausgestattet hatte. Da das
vorchristliche Rom einen von den Griechen ererbten, in den verschie-
denen Zeitlauften bestimmt ausgesprochenen Kunststyl und Typus
besass, der sich auch gleichmässig in gesticktem Ornamenten gel-
tend machte, so lässt sich, Analogieen zufolge, mit ziemlicher
Sicherheit annehmen, dass das so beliebte römische Akanthus-
Laubwerk, der fast Stereotyp vorkommende Mäander und die nie-
mals fehlende Palmette bei den Stickereien der klassischen Kunst-
epoche, sofern sie Erzeugnisse des italienischen Kunstfleisses und
keine „opera barbarica" Waren, bei den „pallia holoserica aeu
picta" eine hervorragende Rolle spielten. Ferner der beliebte My-
thus der Thierwelt, der von Aegypten und Griechenland sei-
nen Weg auch nach Italien bereits früh gefunden hatte, fehlte
gewiss nicht, und so sehen wir denn auf den noch in Zeich-
nungen uns erhaltenen Darstellungen der kriegerischen Costüms
des klassischen Zeitalters Bilder von geflügelten Greifen, 1) Sphin-
xen, Drachen, Löwen, Adlern, Syrenen u. s. W. Aber auch
grössere reich scenerirte Darstellungen, ausgeführt durch phrygio-
nischen Kunstfleiss, gehörten im vorchristlichen Zeitalter nicht zu
den Seltenheiten?) S0 weist ein aller Geschiehtschreiber 3) der
Thaten des Augustus darauf hin, dass es in der Familie der Ma-
crianer bei den Frauen Gebrauch war, auf den verschiedenen
Gewändern das Bildniss Alexander's des Grossen, in Stickerei
ausgeführt, zur Schau zu tragen.
Was kunstreiehe iigurirte Stickereien zur Zeit des üppigen
Heliogabal betrifft, so unterlässt Lampridius es nicht, in der
a
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iimbriae tunicaeque varietate liciorum effigiatae in
malium multiformes." Amm. MarcelL, lib. XIV. cap. VI.
ClaucL, de raptu Proserp., lib. I. v. 254. Cfr. lib. II. v. 15.
Trebell. PoIL, Triginta. Tyranni, cap. XIII.
species ani-