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Ferner spricht Virgil von reich gestickten Pferdedecken und
gebraucht dafür den Ausdruck "pictus", wobei man nicht so Sehr
an eine Malerei mit dem Pinsel, als vielmehr an eine Ornamentirung
mit der Nadel denken muss. 1) Deswegen findet man auch bei vielen
altern Klassikern bei dieser Bezeichnung die Erklärung hinzugesetzt:
„acu pictus". In dieser Bedeutung braucht auch Cicero den Ausdruck,
wenn er die Decke des Lagers von Damocles beschreibt, das mit
reichen Stickereien ausgestattet war, „strato pulcherrime textili stra-
gulo, magnificis operibus pictoä?) Auch Ovid spricht von ge-
stickten Bettüberzügen „picti tori", 3) die in derselben Weise durch
Nadelwirkereien verziert waren, wie Catull das Bett von Thetis und
Peleus beschreibt. i) Es liesse sich nun nicht ohne Grund die Frage
aufstellen, 0b die bei altern römischen Schriftstellern so häufig
genannten „vestes pictae" 5) immer gestickte Gewänder waren, oder
ob man nicht auch kostbarere Stoffe im Laufe der Zeiten anzufer-
tigen gelernt hatte, in Welchen man mit der Webspule Scenerien
und Ornamente in leichten Umrissen einzuflechten und einzuweben
verstand. Octavius Fcrrarius in seinem sehr interessanten aber
selten gewordenen Werkchen „de re vestiaria" liefert hierüber
eine genügende Antwort, indem er auseinandersetzt, Ü) dass man
zur Zeit des klassischen Ronfs zuweilen die Togen in kunstreicher
Arbeit bestickte und zuweilen auch durch eingewebte lNIuster be-
lebte_ Dass man in der Glanzzeit des alten Ronfs reich gearbeitete
Nadelivirkereien, phrygischc Arbeiten anfertigte, dafür führt Fer-
rarius an als Gewährsmann Plinius, der die Erfindung der Stik-
kereien den Phrygiern zuschreibt; er sagt nämlich: „acu facere
id Phryges invenerunt, ideoque phrygiones appellati sunt." Der-
selbe Plinius führt auch an, dass schon, wie wir oben gesehen
haben, zu Homerys Zeiten Gebrauch gewesen sei, gestiekte Klei-
der zu tragen: „pictas vestes iam apud Homerum fuiSSe Ende
triumphales natae." Mit Bezug auf das Vorkommen von kunst-
vollen in Gold eingewebten Dessins, schreibt Ausonius an Gratian:
sPalmatam togaxn tibi misi in qua D. Constantinus parens noster
intextus estf") Eine andere Frage, 0b sich das klassische Alter-
Ibid. lib. VIII., v. 277.
Tuscul. Quaest. lib. V. cap. XXI.
Hen, epist. XII. v. 30.
Catull. cann. LXIV. v. 47 et seq.
Juvenal, saß. VL, v. 482 und Val. Flacc. Arg, lib. III. v. 340_
Oct. Ferrar. de re vest., lib. II. pag. 130-132.
Auch Polybius spricht in seinem VI. Buche von „Gewändern m3;
durchwebt.'
Gold