Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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III. von Frankreich ersehen kann. 1) Es kostete damals die gerin- 
gere Sorte des „velours de Reggis" nach dem Faqon von Blai- 
land und Avignon so wie der halbfeine Sammet von Genua zwei 
und ein drittel ccus die Elle; hingegen Stoffe mit hoch- und nie- 
drigstehentleln Sammet, so wie tigurirter Sannnet mit Blätteriverk, 
und Sammetzcugc mit Dessins in lnehrern Farben 3 Thaler die 
Elle. 
Die meisten dieser theuern Gewebe sind in den alten Schatz- 
Inventarien aufgeführt als Sammetstoffe von Lucca, Florenz, Genua 
und hlailand. Noch immer aber Scheint mit diesen italiänischen 
Luxusstoffen die orientalische Fabrieation Concurrenz zu machen, 
selbst noch im XV. Jahrhundert;  denn in einer dieser Verrech- 
nungen vom Jahre 1416 iinden Wir notirt: 3 Stück alexandrinischer 
Sammet in feinem Gold brochirt, „il ouvrage de chaintures de cor- 
dellier" zum Preise von 140 Goldthalern das Stück. 2) 
Dass auch die Kirche diese Sammetstofte meistens in blauer, 
grüner oder rother Farbe oft für hohe Preise ankaufte und zu 
liturgischen (iewvändern mit besonderer Vorliebe verwandte, geht 
aus Angaben des thesaurus indumentorum vieler Kirchen jener 
Epoche hervor. So findet man in den Angaben eines englischen 
Klosters vom Jahre 1392 "ein Paar Gewänder mit Adler in Gold 
bestickt und ein Chormantel in blauem Sammet mit Kappe, Dal- 
matiea und 30 Alben, Worauf eine Verzierung (parura, plaga) mit 
denselben Adlern gestickt ist. Und ein anderes Paar Gewänder von 
grünem Sammet, bestickt mit den Köpfen von Hirschen, mit der 
Pluviale, den Dalmatiken und mit vier Alben, mit denselben Ver- 
zierungen. Der Preis der Gewänder in blauem Sammet beträgt 
G0 Pfund, der Preis derselben in grünem Sammet 40 Pfund. 3) 
Bevor wir diese kurze Uebersicht über den geschichtlichen 
Entwickelungsgang der Sammetfabrieation zum Abschluss bringen, 
sei es uns gestattet, hier noch ein reiches Sammetgewebe durch 
Abbildung (Tat. XVIII) zu veranschaulichen, das auch in histo- 
rischer Beziehung grosses Interesse bietet. 
Im Vorhergehenden ist bemerkt worden, dass es im Mittelalter 
Sitte war, die Leichen hoher Verstorbenen, mit reichen Sammet- 
stoiTen bekleidet, feierlichst beizusetzen. 4) 
1) Arch. cur. de Phist. de Fr. Ire Serie, tome IX, pagg 211, 
2) Lcs ducs de Bourgogne 21' part., tom Ier, pagc 145, N0. 461. 
9') Good Deeds of Nieholas Hcreford, prior of Everham (Monast. Anglic. tom. 
n, Pßg. 7, col. 2, not. d). 
4) S0 hcisst es im Testament RichartVs II, a. 1399: hitem volumns et ordina- 
mus quod corpus nostrum in velveto (veluto gleichbedeutend mit Velours, 
Sammet) more regio vestiatur et etiam intcrretur."
	        
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