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aber mit geschnittenen Dessins belebt. Diese Dessins stellen sich
auf glattem Satin vertieft dar , und hat es den Anschein, als ob
der hochstehende Sannnet an diesen Stellen kimstlieh weggescho-
ren sei. Heute werden diese Dessins in Seiden- und Wollensam-
met, wie bekannt, durch eine mechanische Pressung erzielt, und
ist das meistens ein nnhaltbares, modernes Surrogat für die frü-
hern schweren Sammetzeuge mit künstlich eingesehnittenen llIu-
stern. Unseres Wissens befindet sich an zwei Dalmatiken in
grünem Wollensammet in St. Severin zu Cöln das älteste Vor-
konnnniss der Anwendung von Handpressen zur Erzielung von
Mustern in Sammet. Das Gewebe gehört seiner Zeichnung nach
bereits dem XVI. Jahrhundert an. Unsere Sammlung von mittel-
alterlichen Originalwebereien weist eine grosse Anzahl solcher
Hgurirten altern Sannnetxvebereieli des XIV. und XV. Jahrhun-
derts auf ; auch finden sieh in (lerselben mehrere Stoffe in Sammet
mit geschnittenen Dessins, die zu gleicher Zeit mit Goldmuster
brochirt sind.
Bei der folgenden Beschreibung der einzelnen liturgischen Ge-
wxandstüeke wird sich Gelegenheit finden, einige dieser interessan-
tern Sammetstoffe durch Zeichnungen zu veranschaulichen , na-
mentlich solche reichere Gewebe, in denen auch vielfarbige Zeich-
nungen in Sannnet zur Anwendung kommen.
Hier genüge nur noch die Andeutung, dass sich noch in vie-
len Kirchen Deutschlands und Italiens namhafte Reste der spanischen
und italianisehen Sannnet-Fabrication aus dem Schlussc des Mit-
telalters an CaSChI, Dilllnütikml, Pluvialen, Axitipentlien etc. erhalten
haben, von einer solchen zarten und technisch schönen Ausfüh-
rung, wie sie unsere heutige entwickelte Fabrication auf dem
Wiege der lllasehine wohl schwerlich zu Stande bringen dürfte.
So sah man auf der mittelalterlichen Kunstausstelhlng zu Cre-
feld im Jahre 1852 und im erzbischöfliehen Museum zu Cöln 1)
im Sommer 1855 mehrere liturgische Gewänder, verschiedenen
rheinischen Kirchen angehürend, die aus selnveren genuesischen
Sammetstoften mit geschnittenen Dessiils und mit reichen Gold-
brochiruilgen angefertigt waren. Dieselben gehören meistens dem
XV. Jahrhundert all- Allch in den Sacristeien der Domkirche zu
Ilalberstadt, der lllarienkirehe zu Danzig, des Münsters zu Aachen
und zu Xanten, der Kathedralen zu Florenz, Mailand, Palermo
und Montreal sahen wir noch zum Theil sehr werthvolle und mei-
stens gut erhaltene Paramente von reichen Sammetstoffen, die für
Vgl.
die
Kataloge.
einschlägigen