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gewiesen werden, Wodurch diese gesteigerte Production bedingt
wurde. Mit dem XIII. Jahrhundert war die Iälüthezeit des Rit-
terthulns eingetreten; die frühere herkömmliche lilinfaehheit in
häuslicher Einrichtung und Kleidung war, nachdem nian den Reich-
thuni und die Schätze des Orients kennen gelernt hatte, einem
Streben nach Aufwand und Prunk gewichen.
Dass man jetzt zu einzelnen Feierkleidern , so wie zu wohn-
lichen Zwecken") sich des Sannnets seiner Solidität und seines
reichern Effectes wegen oft bediente, geht aus vielen Stellen der
Troubadours und Minnesänger hervor, wo sie den Anzug ihrer
Helden oft mit. ängstlicher Genauigkeit beschreiben. z) Auch in den
Gedichten der deutschen Minnesänger, des Wolfram von Eschen-
bach, des Günther von der Vogelweide, fehlt es nicht an solchen
Beschreibungen. So heisst es in der Eneidt des Ileinrich von
Veldecke:
LIEIYICIIQ
bortcn
turen
Xllälll
Mochte
schowcn
Die trugen die vrowcn
Wol mit Golde gcnat
Uff die pheleline wat
UH samit u. uff side.
Myllcfs Sammlung 1. B. Seite 98.
Bei den vielfachen Ilantlelsverbindungen der Venetianer, Ge-
nueser und der übrigen norditaliänisehen Freistädte mit dem Üriente,
dem Ilauptstapclplzltze für Sammetwebereien bis zum XIV. Jahr-
hundert, gelangte der Sammet im Oecident zu ausgedehnterm Ge-
brauche, so dass (lerselbe besonders im XIII. und XIV. Jahrhun-
dert fast ausschliesslieh bei der hohen Aristokratie als Luxusstoff
in Mode kam.
S0 berichtet, um nur eines anzuführen, ein Schriftsteller, dass
bei Gelegenheit der Heirath Alphonä, Bruder Ludwigs IX. , die
Barone und Ritter gekleidet Waren in Samrnet und in Seide. 3)
Es scheint sogar, dass um diese Zeit ein Sammetgewantl für den
Grossen- und Ritterstainl bezeichnend wurde. Ein Historien-
sehreiber damaliger Zeit erzählt uns nämlich von seinem Heros:
„dass er gar sehr vom Volke angestaunt wurde; denn er trug
Vergl. die Rechnungen des Gottfried von Flcuri, seiner Invcntairc des biens
meubles de Louis Hulin etc.
Li Romans düklexandcr S. 18 v. 36; ferner Parteuspeus de Blois I B. S.
37 v. 1069; ferner Hartmanlfs Gedicht vom Glauben, herausgegeben von
Llassxpann v, 2414,
Histoire de saint Louis, edit. du Louvre, pag. 181.