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in Bezug auf seine Weichheit und Zartheit mit dem Pelze des
Bären entfernte Aehnlichkeit haben mochte; deswegen soll auch
nach Einigen im Provenqalischen der Name „V(3lOL1I'S" (ursus) ent-
standen sein.
Schon zur Zeit Carl's des Grossen soll Persien Sammetstoffe
gekannt haben, wenn der Reimchronik eines provencalischen Dich-
ters Gewicht beizulegen ist; es sollen nämlich unter den bekann-
ten Geschenken, die Haroun-al-Rasehid aus Persien Carl dem
Grossen schickte, sich auch Sammetstoife befunden haben. Dass
überhaupt in den Gegenden des Ürientes, die von den Bekennern
des Islams bewohnt waren, unter andern reichen Seidengeweben
vornehmlich der Cendal und Sammet fabricirt wurde, geht schon
aus den noch vorhandenen Salnmetstoffcn hervor, die häufig mit
cufischen Charakteren, Sentenzen aus dem Koran oder Lobes-
sprüehe auf Regenten enthaltend, künstlich und reich gestickt sind.
Auch der Turban vornehmer Muslims bestand zu dieser Zeit häufig
aus feinen Sammetgeweben. 2)
Nicht Weniger scheint um diese Zeit die Fabrication der Sam-
metstofle im byzantinischen Kaiserreiche eine ausgebreitete gewe-
sen zu sein; denn bei der Einnahme von Constantinopel durch die
Lateiner im Jahre 1204 erbeutete das Heer der Kreuzfahrer, nach
dem Berichte von Jlugenzctlgen, eine so grosse Menge gol-
dener und silberner Geräthe und kostbarer Gewebe von Seide und
Sammet, dass derjenige, "der früher im Heere der Lateiner hung-
rig bettelte, jetzt, nachdem für Alle gleiche Theilung gemacht wor-
den war, sich mit einem Male im vVohlstand befand und an al-
lem Ueberfluss hatteßft) Da nun auch seit dem Ende des XII.
und Beginn des XIII. Jahrhunderts die Seidenwirker im Königl.
Palaste zu Palermo 5) mit ihren muselmanilisehcn Rivalen (dbutre
mer) die Coneurrenz in Anfertigung von Sarnmetgeweben began-
nen, so mag in Folgendem noch auf den vielfachen Gebrauch des
oftgedaehten Fabricates zu kirchlichen und profanen Zwecken hin-
Chron. de Philipps Mouskes. T0111. IV, pag. 120, v. 2920 u. pag. 121, v.
2945.
Speculum historiae von Vincent von Beaumis lib." XXXII, cap. LV.
G. de Viile-Hardouiu, histoire de 1a. conquäte de Constantinople, Ohap. CXXXI
et CXXXII.
Wilh. "de Tyr, arch. hist. lib. V, Cap. XXIII.
Die hohe Blüthe dieses von Robept Guiscard begründeten Instituts ist" schon
aus dem Umstande zu entnehmen, dass in demselben die kaiserlichen Pracht-
gewänder angefertigt wordensind, 'di_e heute noch, aus der Zeit Kaiser Hein-
rich's II. und der frommen Cunigunde stammend, im Dome von Bamberg auf-
bewahn werden. Vgl. eine später folgende Beschreibung und Abbildung.
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