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authentischen Messgewandes ausführlicher liefern , das sowohl
in Bezug auf Stoff und äussern Schnitt, als auch in Hinsicht der
reichen figurativen Stickereien für die formelle Entwickelung
der Casel bei'm Aufkommen. des Spitzbogenstyls von grosser
Wichtigkeit ist. Hier sei nur noch im Vorbeigehen bemerkt, dass
in dieser merkwürdigen uplaneta" die sterbliche Hülle des Cülniv
sehen Suffragan-Bischofs und Dominicaners Albertus, eines der her-
vorragendsten Männer seines Jahrhunderts, 1) bei seinem in Cüln
um das Jahr 1280 erfolgten Tode im Chore der von ihm erbau-
ten Dominicaner-Kirehe beigesetzt wurde. Bei der gewaltsamen
Zerstörung dieses edeln Bauwerkes fand man auch die sterbliche
Hülle des grossen Albertus, angethan mit dem eben gedachten
PontiticaIgenYande in blauem, plüschartigen Sammet, das Wegen der
Festigkeit seiner Textur mehr" als 500 Jahre allen Einflüssen der
Verwesung Widerstand geleistet hat.
Ein anderes nicht minder merkwürdiges kostbares Sammet-
gewebe, das "für die hohe Perfeetion der Sammetfabrication bereits
im frühen Mittelalter vortheilhaft Zeugniss ablegt, hat sich noch
erhaltene in der Prachtpluviale, die seit dem ltlrscheinen der „v0-
yage liturgique" als Pluviale Leo's III. gehalten wird. (Vergl.
in der III. Lieferung die nähere Beschreibung und Abbildung
derselben.) Das zarte Sammetgeivebe an diesem ausgezeichnet gut
erhaltenen „indumentum imperiale" ist von dunkelrother Farbe und
mit tcassettartigen Quadraturen netzförmig durchzogen.
Dasselbe Dunkel, das über den Zeitpunkt des Beginnes der
Sammetfabrication herrscht, schwebt auch in Bezug auf das Land,
von welchem dieser einträgliche Industriezweig seinen Ausgang
genommen hat. Jedenfalls waren die Wiegenlitnder der Seidenma-
nufactur Persien, Arabien, Egypten und Byzanz schon vor dem
XII. Jahrhundert im Besitze der einträglichen Kunst, vermittels
einer Kette (ehaine) mit Einschlag von Gfachen Fäden (daher auch
das Numerale S"; und yärog-Faden) ein Gewebe anzufertigen, das
1) Was "Wissenschaft Kunstdem frühem Bischof ven Regensburg und Suf.
fragan-däiscliof von .Culn Albeitus Magnus verdanken, ist ausführlicher zu er.
sehen 111 dem trcffhchen Werke ven Professor Krcuser "der christliche Kir-
cheäbalgdseixgle GeSCllllillllfä, Syrnbällkbäildnerei etcfi Seite 373__379_
355 a5 Gütige 11 T111 männlsc e "Ü T1 , in Vorzeiten das "billige" genannt,
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Hügel vor; St: Andreas befindlich, ärmlich die lllülllce edle: Igrhsslgn ellxäziiluzs
birgt. Eine gediegene Biographie dieSeS „Geistesriesen" des Mittelalters wird
äxoüentliclrbald die Presse verlassen, hervorgegangen aus der gewandten Fe-
er des Herrn Dr. Friedhardt in Freisingen.