vom Jahre 1480 geht es hervor, dass 10 Jahre vorher der König
verschiedene Künstler aus Italien und Griechenland kommen liess, 1)
sämmtlich WVeber und Anfertiger von seidenen Stoffen.
Ludwig XI. bot alle Sorgfalt auf, dass das von ihm begrün-
dete Institut der Seidenmanufaetur in Tours noch zu seinen Leb-
zeiten einen erwünschten Fortgang hatte; sein Nachfolger aber,
Carl VIII, erweiterte die von seinem Vater den Seidenwebern zu
Tours zugestandenen Befugnisse noch um ein Bedeutendes durch
eine Charte vom Jahre 1494.
Indessen scheint die Fabrication in Seidengeweben in Tours
nicht jenen Aufschwung und Umfang genommen zu haben, wie das
nur wenige Jahre früher in Lyon etablirte Institut, obschon man
in der Touraine selbst mit Erfolg angefangen hatte Maulbeerpflan-
zungen anzulegen und die Seidenzueht zu betreiben. Was noch
mehr dazu beitrug, die Manufacturen von Lyon vor allen übrigen
ähnlichen Einrichtungen auf französischem Boden zu heben, war
der Umstand, dass von Franz I. 1540 bis auf Ludwig XIII. 1615
die französischen Könige Lyon das alleinige Recht der Niederlage
aller aus dem Auslande (Italien oder dem Oriente) eingehenden
Rohstoffe und Seidengewebe ausschliesslich einräumten.
Gegen Mitte des XVI. Jahrhunderts finden wir , angelockt
durch den reichen Gewinn, den die Fabrication von Seidenstoffen
einbrachte, auch auf mehrern andern Punkten Frankreichs, in des-
sen Süden die Zucht der Seidenwürmer und Maulbeerpflanzungen
bedeutende Fortschritte gemacht hatte, nicht unbeträchtliche An-
lagen von Seidenwebereien; so zu Montpellier, zu Orleans, zu
Paris. Allein die Eifersucht der Lyoneser und Italiäner auf ihr
lucratives Monopol einestheils und anderntheils die bürgerlichen
Kriege trugen Schuld daran, dass namentlich zu Qrleans in der
letzten Hälfte des XVLJahrhunderts in der Seidenmanufactur ein
Stillstand, und später ein zurückgehen eintrat. i)
Wie Lyon im XVI. Jahrhundert für Frankreich der Haupt-
stapel- und Fabrikplatz für Seidenstoffe war, so hatte sich in Flan-
dern das alte Brügge für Anfertigung von Seidenzeugen bereits
im XV. Jahrhundert einen bedeutenden Namen zu verschaffen ge-
wusst. Es waren auch hier wieder Italianer in Menge eingewan-
dert, die mit grossem Fleisse und vieler Geschicklichkeit ihrer
friedlichen Beschäftigung oblagen. In Lyon waren es , wie wir
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1) Sur Porigine de l'industrie säricole en Touraine p. M. Champoiseau. Tours
18-18, tom. 1er pag. 484-512.
9) Archivcs curieuse; de l'histoire de France 1er Särie, tomJX, pag. 133, 134.