sehen aufgefasst, der Adler hingegen als Träger des Höhern, Gei-
stigen ; so könnte man dieser immer wieder in allen Modifieationen
zurückkehrenden Darstellung die Idee zu Grunde legen: Materie
und Geist befinden sich im fortwährenden Kampfe; das Fleisch,
die ungeordnete Sinnlichkeit im Menschen lehnt sich fortwährend
auf gegen die höheren Gesetze der Vernunft.
Bevor wir, dem Entwickelungsgange der Seidenindustrie fol-
gend, Nachfrage halten, welche andere Völker des Occidentes im
XIV. und XV. Jahrhundert sieh noch mit den Italiänern an der
einträgliehen F abrication der Seidenzeuge betheiligten, wollen wir
zuvor noch einen kurzen Rückblick halten über die industrielle
Thätigkeit der Mauren in der angeregten Periode im südlichen
Spanien.
Ein thatiges, gewinnsüchtiges Volk, welches einen ergiebigen
Industriezweig Jahrhunderte lang mit Vortheil betrieben hat, wird
nur durch politische Unfälle und durch andere ungünstige Ver-
hältnisse langsam dahin gebracht, dass es dem eifersüchtigen Nach-
bar und Nebenbuhler die Vortheile eines blühenden Gewerbileisses
nothgedrungen überlässt.
S0 gelang es nur nach und nach der Speeulation und der
Rührigkeit der lombardischen Städte, die sich im Besitze der Sei-
denmanufaoturen theilten, die frühern Monopolisten, ihre Lehrmei-
ster, allmälig vom Markte zu verdrängen.
Die maurische Herrschaft in Spanien hatte im XII. u. XIII.
Jahrhunderte ihre schönste Blüthe gesehen , und die Uneinigkeit
der einzelnen Kalifen und die wachsende Macht der kriegslustigen
christlichen Naohbaron trug vieles dazu bei, dass bei einem in ste-
ten Kämpfen befindlichen Volke ein Industriezweig herunterkam,
der nur bei den Segnungen des Friedens gedeihen konnte.
Dennoch erhielt sich die Seidenmanufactur, wenn auch nicht
so umfangreich wie früher, vorzüglich im Königreiche Granada
bis zur völligen Vertreibung der Saraeenen aus Spanien durch
Ferdinand den Katholischen.
Dass namentlich die Concurrenz dcr maurischen Manufacturi-
sten mit der italiänischen Seidenindustrie noch im XIV. Jahrhun-
dert eine nicht ganz unerhebliche gewesen sein muss, ist uns, bei
dem Mangel an geschichtlichen Notizen, aus dem Umstande ein-
leuchtend geworden , dass wir sowohl im nördlichen Deutschland
wie auch hin und wieder noch in den Ghettds Italiens Bruch-
stücke von ältern Seidengeweben vorfanden, die ihrer eigenthilm-
lichen charakteristischen Zeichnungen wegen sofort als Producte