Die
Maler
Zeit
peloponnesischen
Krieges.
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WVogegen Zeuxis (Arist. or. nagt 1017 rtaoarpöäyiz. II, 386):
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Die Behauptung göttlichen Ursprungs, so wie des Umgangs mit Heroen würde
bei einem Künstler der ältesten Zeit als mit tief religiösen Vorstellungen im
Zusammenhange stehend wenig Anstoss erregen: bei Parrhasios kann sie nur
als die höchste Selbstüberhebung gelten, wie sie nur in einer Zeit erklärlich
ist, in Welcher die alte Strenge der religiösen und sittlichen Vorstellungen be-
reits überall gelockert war. Nicht zu verkennen ist der Einfluss dieser Zeitrich-
tung auch in den obscönen Darstellungen des Parrhasios. Namentlich die An-
Wendung einer solchen Auffassung auf mythologische Gegenstände, wie in dem
Bilde des Meleager und der Atalante, deuten auf eine Frivolität der Gesinnung,
welche auf die Kunst leicht eine um so verderblichere Wirkung ausüben konnte,
je bedeutender sonst der Meister war, der sich ihrer schuldig machte. Trotz-
dem werden wir uns hüten müssen, ein allgemeines Verdammungsurtheil darauf
begründen zu wollen. Denn eines Theils dürfen wir nicht übersehen, dass Parr-
hasios nur zur Erholung in Mussestunden und in muthwilligem Scherze kleine
Bildchen mit solchen Darstellungen malte. Sodann aber scheint selbst diese
Verirrung in engem Zusammenhange mit dem ganzen Naturell des Künstlers
zu stehen, auf dem doch wiederum seine übrigen Vorzüge beruhen. Theophrast 1)
berichtet nemlich, dass Parrhasios nie mit widerwilliger Stimmung an die Arbeit 120
gegangen sei, sondern stets nach heiterer Laune gestrebt und darum z. B. wäh-
rend der Arbeit gern gesungen habe: so recht im Gegensatz zu Protogenes,
von dem uns Plinius sagt, dass er sich beim Malen des Jalysos sogar auf eine
sehr karge Diät gesetzt habe, um seinen Geist von den Einflüssen des Körpers
möglichst frei zu erhalten. Während deshalb in dem Ernste und der Gründ-
lichkeit mit diesem sich niemand vergleichen konnte, fanden wir das Verdienst
des Parrhasios auch sonst in einer jenem Naturell entsprechenden künstlerischen
Befähigung begründet. Wir bewunderten nicht die Tiefe der Auffassung, welche
ihren Gegenstand nach allen Seiten hin geistig durchdringt, sondern erkannten
seine Eigenthümlichkeit in der Schärfe der Beobachtung, welche sich zwar bis
auf die grössten Feinheiten des psychologischen Ausdrucks erstreckt, aber zu-
nächst von der äussern Erscheinung ausgeht. Diese zu erfassen, erfordert je-
doch nicht sowohl tiefes Studium, als vornehmlich einen freien, offenen Sinn,
welcher sich den Dingen unbefangen hingiebt, sie nach allen Seiten hin in ihrer
Eigenthümlichkeit belauscht, und mit derselben Frische, mit welcher er die Ein-
drücke erhalten, sie auch wieder in das Kunstwerk überträgt. Einen Solchen
Sinn wird sich aber der Künstler am besten bewahren, wenn er selbst dem
Leben in seiner Mannigfaltigkeit und Bewegtheit nicht fern steht, wenn er die
Menschen nicht nur nach ihren Tugenden, sondern auch nach ihren Fehlern
und selbst ihren Lastern zu beobachten häufige Gelegenheit hat. Betrachten
1) E11 rrß m92 eüdüazßyovfzzc, bei Aelian und Athenaeus
Brunn, Geschichte der grlechsichen Künstler. II. 2. A115.