Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

Blaler. 
Maler mehr portraitmässig wiedergeben; aber da selten in einem Menschen Alles 
untadelhaft gefunden werde, so dürfe er auch aus einzelnen Körpern einzelne 
Schönheiten auswählen und aus ihnen ein einziges schöne Ganze, ein Ideal zu- 
sammenstellen. Wie aber nun, fragt er weiter, verhält es sich mit dem Nach- 
bilden des Ethos der Seele, des Einnehmenden, Freundlichen, Liebenswürdigen, 
Sehnsüchtigen, Beizenden? oder lässt sich das nicht nachbilden? Parrhasios 
antwortet zuerst ausweichend: die habe ja keine von jenen körperlichen Eigen- 
schaften, keine Symmetrie, keine Farbe, und sei überhaupt nichts Sichtbares. 
Da wendet Sokrates sehr schön das Gespräch auf die Bildung der Augen,  
109 denn darauf beruhe z. B. der Ausdruck freundlicher und feindlicher Gesinnung; 
 und bringt dadurch Parrhasios zum Bewusstsein dessen, was er längst in 
der Malerei schon ausgeübt hatte: er gesteht ein, dass, wo einem etwas Gutes 
begegne, das Aussehen hell und freundlich, wo etwas Böses, trübe und finster 
sein werde; und das sei darstellbar. Worauf Sokrates: Aber auch Geistesgrösse 
und Freimüthigkeit, Niedrigkeit und Unfreiheit, Mässigung und gesetztes Wesen, 
Uebermuth und Unartigkeit, auch dieses leuchte hervor aus dem Gesicht, der 
Haltung, aus der Stellung und Bewegung der Menschen 1). So kann Parrhasios 
schliesslich nicht umhin zuzugeben, dass auch diese Eigenschaften durch die 
Kunst darstellbar seien. Mit feiner Kenntniss des Künstlers scheint hier S0- 
krates die Discussion gerade auf den Punkt gelenkt zu haben, in welchem 
dessen Hauptstärke begründet lag. Denn seine letzte Auseinandersetzung muss 
uns unwillkürlich die Worte ins Gedächtniss zurückrufen, mit welchen Plinius 
den Demos des Parrhasios beschreibt. Freilich spricht Sokrates nicht von den 
Gegensätzen des Ausdruckes als in einer Person vorhanden. Aber sofern ver- 
schiedene 'l'ugenden und Leidenschaften einen und denselben Menschen be- 
herrschen können, und die Kunst überhaupt verschiedenartigen Ausdruck dar- 
zustellen vermag, so muss sie auch diese Gegensätze in einer Person auszu- 
drücken im Stande sein. Wenn wir nun aber auch auf dialektischem Wege 
als eine Möglichkeit erkannt haben, dass Parrhasios seine Aufgabe in der von 
Plinius angegebenen Weise löste, so ist es doch noch wichtiger, nach den Be- 
dingungen zu forschen, auf denen von künstlerischer Seite die Möglichkeit der 
Lösung beruhte. 
Nehmen wir einen concreten Fall, so kann unleugbar z. B. auch das Ant- 
litz eines Jähzornigen zuweilen den Ausdruck der Milde annehmen, oder um- 
gekehrt. Dennoch werden sich aber auch in der veränderten Stimmung die 
Spuren des gewöhnlichen Seelenzustandes nicht gänzlich verwischen lassen; 
woraus sich ergiebt, dass nicht beide Gegensätze gleichberechtigt sind, sondern 
110 dass die eine Seite die Geltung von etwas Bleibendem, die andere die von etwas 
Vorübergehendem hat. Diese verschiedene Geltung wird sich aber auch körper- 
lich dadurch offenbaren, dass die ursprüngliche Eigenschaft, das ursprüngliche 
Temperament in denjenigen Bildungen des Körpers seinen Ausdruck tindet, 
welche theils von Natur eine festere Gestalt haben, wie der ganze Knochenbau, 
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