Blalel"
zur Zeit
Krieges.
peloponnesisch en
Allein wir dürfen damit vielleicht eine Darstellungr des Gottes, welche Philostrat 1)
beschreibt, gerade wegen ihrer scharf hervortretenden Eigenthümlichkeit in Ver-
bindung setzen: Pan ist im Schlafe von den Nymphen überfallen worden; sie
haben ihm die Hände auf den Rücken gebunden, den Bart abgeschoren und
Suchen die Echo ihm abspenstig zu machen. Wo liesse sich für diese Auffas-
sungsweise eine bessere Erklärung finden, als in der Charakteristik des Zeuxis
bei Lucian? Gewissermassen das ernste Gegenstück zu diesem idyllischen Scherze
bildet Marsyas, wenn wir uns denselben in der vom jüngeren Philostratg) be-
schriebenen Weise vorstellen: besiegt steht er an der Fichte und blickt auf den
Barbaren, der mordgierig das Messer zu seiner Bestrafung schleift; Apollo freut
sich seines Sieges, und der Schwarm der Satyrn, sonst so keck und munter, steht
jetzt umher traurig und schmerzlich bewegt. Endlich finden wir bei dem jüngeren
Philostratä) noch ein Gemälde beschrieben, dessen Gegenstand mit einem von
Plinius erwähnten Werke des Zeuxis im Wesentlichen übereinstimmt: Herakles
der noch in den Windeln die Schlangen erdrückt. Nur gesellen sich in der a4
ausführlicheren Beschreibung zu Alkmene noch ihre Dienerinnen, zu Amphi-
tryon gewaflnete Thebaner, ferner Tiresias, welcher die zukünftige Grösse des
Kindes weissagt, und endlich die Personification der Nacht mit einer Leuchte.
Die umfassende Anwendung, welche ich hier von den Beschreibungen
der Philostrate auf die Werke des Zeuxis zu machen suche, ist gewiss insofern
gewagt, als sie der Begründung durch zwingende äussere Zeugnisse entbehrt.
Um so mehr aber scheint sie ihre Gewähr in sich selbst zu tragen. Denn was
sie uns lehrt, bildet auf die ungesuchteste Weise eine fortlaufende Erklärung
zu dem oben angeführten Urtheile des Lucian über Zeuxis. So ausgerüstet
aber wird es uns um so eher gelingen, den Gegensatz zwischen der älteren
Malerei des Polygnot und der neueren des Zeuxis im Einzelnen fester zu be-
stimmen.
Vergegenwärtigen wir uns recht lebendig die eben besprochenen Werke
des letzteren, so werden wir uns dem Eindrücke nicht entziehen können, dass
in' ihrer ganzen Auffassung ein allen gemeinsamer Grundcharakter hervortritt,
welcher, um es ganz kurz zu sagen, begründet ist in der Wahl der Situationen.
Hieraus aber erklärt es sich, warum Aristoteles behauptet, dass, wie den Tra-
gödien der Neueren im Verhältniss zu den Aelteren, so den Werken des Zeuxis
gegenüber denen des Polygnot das Ethos abgehe. Denn bei Polygnot ist jede
Gestalt als das Abbild ihrer ursprünglichsten und- innersten geistigen Eigen-
thümlichkeit erfasst; alle Handlungen offenbaren sich vor Allem als das noth-
wendige Resultat eben dieser Eigenthümlichkeit und der im Charakter der han-
delnden Person begründeten sittlichen Motive. Bei Zeuxis dagegen erscheinen
die besonderen, oft sehr ausserordentlichen und überraschenden Umstände, durch
welche jene Situationen hervorgerufen werden, als das wesentlich Bestimmende
r die Auffassung der Handlung. Diese verliert dadurch den Charakter der
inneren, so zu sagen moralischen Nothwendigkeit, und vermagrnur auf die
Bedeutung von etwas an sich Wahrscheinlichem Anspruch zu machen. Das ist
es, worauf auch Aristoteles zielt, wenn erf) als Beleg dafül", däSS in der Kunst 35
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