NIaler
Die
Zeit
peloponnesischen
Krieges.
Stellt gewesen sein, da nach der Angabe eines Scholiasten 1) Apollodor der erste
Vvar, Welcher Odysseus mit dem Schifferhut (nikog) malte. Endlich schreibt ihm
ein anderer Scholiast?) noch ein Gemälde zu: die in Athen Schutz vor Eury-
Stheus suchenden Herakliden nebst Alkmene und der Tochter des Herakles, wo-
rüber spater bei Gelegenheit des Malers Pamphilos genauer zu handeln ist.
Das Verdienst des Apollodor wird von Plinius, welcher ihn als die erste
glänzende Erscheinung unter den Malern hinstellt, in folgenden Sätzen zusam-
mengefasst: I-Iic prirnus species exprimere instituit primusque gloriam penicillo
iure contulit; neque ante eum tabula ullius ostenditur, quae teneat oculos.
Ueber diese Lohsprüche ist zum Theil schon früher gehandelt worden. Sie he-
ruhen sämmtlich auf dem einen Fortschritte, dass Apollodor, wie Plutarch 3)
Sagt! (päopriv xat dmixpwotv oxtcig, d. h. das Vermischen und Vertreiben der
Farben in einander und die Abstufung der Farben nach Licht und Schatten
erfand, wovon er denn auch den Beinamen des Schattenmalers erhielt: oxta- 72
ypdgozag 4). Erst hierdurch war die Möglichkeit der Neuerung gegeben, welche
Plinius durch die Worte species exprimere bezeichnet. Die Bedeutung dieses
Ausdruckes, welcher freilich erst bei einer richtigen Auffassung des ganzen
Entwickelungsganges seine Erklärung; zu finden vermochte, ist bisher keines-
Wegs genügend gewürdigt worden. Wir dürfen natürlich das Wortspecies hier
nicht in seinem Gegensatze zu genus fassen. Vielmehr müssen wir die Be-
deutung festhalten, welche besonders in dem Adjectivum speciosus ausschliess-
licher hervortritt: mulier speciosa; corpora speciosa atque robusta; senex cultu
non proinde speciosus; si plenior aliquis et speciosior et coloratior factus est
(vgl. Forcellini s. In allen diesen Beispielen bezieht sich speciosus auf das
Aeussere der Erscheinung, abgesehen von dem Stoffe und der Form, worauf
dieselbe beruht. Die gleiche Bedeutung hat aber auch das Substantivum spe-
cies bewahrt, so bei Cicero de off. III, 20: species, forma et notio boni viri;
orat. 14: excellentis eloquentiae speciem et formam adumbrare, speciem das,
wodurch sie sich äusserlich geltend macht, formam, die Gliederung und Gestal-
tung, welche die Voraussetzung zu der äusserlich glänzenden Erscheinung bildet;
in Verr. Ill, 22: vidi forum adornatum ad speciem magniiico ornatu, ad sensuni
cogitationemque acerbo et lugubri; ähnlich bei Vitruv III, 2: eustyli ratio et
ad usum et ad speciem et ad tirmitatem rationes habet explicatas; endlich bei
Plinius selbst VII, 53: Magno Pompeio Vibius et Publicius indiscreta prope
specie fuere similes. Wir sehen hieraus, dass species stets dasjenige an einem
Gegenstands bezeichnet, was äusserlich auf die Sinne wirkt, oder mit andern
Worten: was die Illusion hervorbringt Diese beruht aber in der Malerei
durchaus auf der Wirkung von Licht und Schatten. Nach dieser Illusion strebte
Polygnot noch keineswegs; er stellte seine Gestalten nach ihrer geistigen Be-
deutung dar, welche ihren Ausdruck in Formen und Bewegungen (0X1ficara)73
1) ad lliad. z, 265. 2) ad Arist. Plut. 385. 3) (16 glor. Ath. p. 346 A. 4) Schol. ad
lliad. z, 26-3; Hesych. v. (m15. 5) Der Ausdruck specles 1st also keineswegs unbestimmt,
wie ihn Jahn in den Ber. der sächs. Ges. 1850, _S- 139 llenllt- Das griechische Wort,
welches Plinius hier übersetzte, ist offenbar süß]; eln Kunstausdrucla, welcher den vortreif-
liebsten Gegensatz zu (Txlifmra bildet. Der Austoss, welchen der Plural erregen könnte,
hebt sich durch die Vergleichung von ä 128: liluphranor videtur expressisse dignitates
heroum.
Brunn, Geschichte der griechischen Künstler. II. 2. Aufl. i