und
blygnotos
seine
Zeitgenossen.
gar zu hoch anschlagen, so waren sie doch immerhin alt, und die Werke des
Damophilos und Gorgasos im Gerestempel zu Rom 1) sind auf keinen Fall jünger
als Polygnot; Wanrlgemitlde alten Styls sind endlich noch jetzt in etrurischen
Cträbern erhalten. Einen Gegensatz aber zwischen Italien und Griechenland im
Gebrauche dieser Gattung der Malerei anzunehmen, sind wir durch nichts be-
rechtigt. ja durch die Nachricht über die eben angeführten beiden griechischen
Maler geradezu verhindert.
Sehen wir aber endlich von den äusseren Zeugnissen gänzlich ab, so
müssen wir in unserer Auffassung durch die Betrachtung des Wesens der Malerei
selbst nur bestärkt werden. Wir haben in der Geschichte der Bildhauer wieder-
holt darauf hingewiesen, dass die Bronze eine andere Behandlung der Form
verlangt, als der Marmor. Nicht minder gross ist der stylistische Unterschied
in der Malerei, je nachdem ein Gemälde auf der Fläche der YVand oder auf
einer Tafel von Holz ausgeführt wird. Das Wandgemälde soll nicht für sich
allein bestehen, sondern steht auch mit dem ganzen architektonischen Raume, 66
der es umgiebt, in einem festen, unauflöslichen Zusammenhange. Die erste
Aufgabe des Künstlers ist hier, seine Composition so einzurichten, dass der
gegebene Raum durch dieselbe seine weitere, dem Ganzen entsprechende archi-
tektonische Gliederung zu erhalten scheine. Auf der strengen Erfüllung; dieser
Forderung beruht z. B. ein Hauptverdienst der mittelalterlichen Kirchenmosaiken.
Manche Unregelmässigkeiten des gegebenen Baumes können auf diese Weise
durch eine geschickte Benutzung von Seiten des Künstlers sogar zu neuen
Schönheiten Veranlassung bieten, während sie in Tafelbildern vielleicht die
entgegengesetzte Wirkung hervorbringen würden. Denn hier erscheint die
äussere Form des Bildes nicht als etwas mit absoluter Nothwendigkeit Gegebenes,
sondern sie ist, wenn auch nicht immer ganz, doch in weit höherem Maasse dem
freien Ermessen des Künstlers überlassen, der sich nicht willkürlich Schwierig-
keiten schaffen soll, um in ihrer Lösung zu glänzen, sondern stets für seinen
Gedanken die einfachste, natürlichste und entsprechendste Form zu suchen hat.
ln Bezug auf strenge architektonische Gomposition ist vielleicht das ausge-
zeichnetste Werk der gesammten neueren Kunst die Disputa von Raphael.
Man denke sich nun, Raphael habe diese Gomposition, so wie sie ist, ursprüng-
lich für ein Tafelbild bestimmen wollen, so wird sie dieses Lob nicht mehr,
wenigstens nicht in so hohem Grade, verdienen: denn die streng architektonische
Gliederung war nicht mehr mit Nothwendigkeit geboten.
Bedienen wir uns dieses Beispiels auch noch für eine weitere Betrachtung.
Man übertrage sich in der Phantasie die Disputa als Tafelbild und in derselben
Grösse mit Beseitigung aller rein malerischen Beize in einen dem polygn0-
tischen verwandten Styl, so würde sie durch diesen Styl nur um so mehr ver-
lieren, als Wandgemälde dagegen jenen früheren Werth ganz ungeschmälert
bewahren. Der Grund liegt wiederum lediglich darin, dass ein Wandgemälde
(von dem geistigen Inhalte der Darstellung" natürlich ganz abgesehen) in uns
schon dann einen hohen Grad der Befriedigung zu erwecken vermag; wenn
nur jenen architektonischen Forderungen, mit denen freilich die gesammte Zeich-