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Die Vasenmaler.
sie ein Seitenstück abgiebt, im berliner Museum (N. 1596): im Centrum ein
kauernder nackter Mann mit einem heulen-artigen Stabe (Lagobolon), umgeben
von einem Ornament, um welches herum eine etwas fragmentirte Darstellung
aus dem Landleben läuft: drei nackte Männer mit Stäben lenken jeder einen
mit zwei Ochsen bespannten Pflug; zwischen ihnen erscheint ein Sämann mit
einem Korbe am Arm, und zwei andere Männer, einer davon mit einem Stabe,
wie um die Thiere zu verjagen, die zahlreich im Raume vertheilt sind: eine
Eidechse unter dem einen Pfluge; alle übrigen über denselben gegen den Rand
der Schale zu: fünf Rehe, eine Eidechse, eine Heuschrecke und eine Schild-
kröte, nicht nach ihren natürlichen Proportionen, sondern ziemlich alle in gleicher
Grösse. Aussen je eine Sirene und über einer derselben die Inschrift: Gerhard
Trinkschalen und Gef. T. l; vgl. Bull. d. Inst. 1849, p. 84.
J 45) Aus Vulci, einst in Ganinds Besitz: Procession von Männern mit einer
verschleicrten Frau, erwähnt von Gerhard Rapp. vulc. n. 552 und 711.
46) Eine Vase mit schwarzen Figuren im Besitz des Lord Northampton
wird ohne Angabe der Darstellungen von Birch in Gerhards Arch. Zeit. 1846,
341 erwähnt.
Von gemischtem Styl sind folgende zwei Gefässe:
47) Eine Schale aus Vulci mit schwarzen Figuren im Innern und rothen an
der Aussenseite, einst in Caninds Besitz (Mus. etr. n. 273): Innen ein bärtiger
bekränzter Mann, der das linke Knie beugend und den Kopf rückwärts wendend,
die Rechte mit dem Ausdruck des Erstaunens erhebt; ringsherum die vorn und
hinten beschädigte Inschrift ISIOSOENES EFOI Aussen: zwischen je
zwei grossen Augen einer Seits ein nackter Jüngling, anderer-Seits ein XVidder.
A8) Vulcentische Schale der Feolfschen Sammlung (Gampanari Vasi Feoli
n. 58): Innen ein Jüngling mit einer Trinkschale (nach Gerh. Rapp. vulc. n. 727
schwarz auf rothem Grunde); aussen zwischen je zwei grossen Augen A. ein
sitzender ithyphallischer Satyr mit einem Trinkhorri und die Inschrift EPIK-
TETOS JLIITASIPEN; B. ein schwarzes [rothes] Pferd mit [dunkel-l rothein
Schwanz und die Inschrift des Nikosthenes.
Mit rothen Figuren sind bis jetzt nur zwei Vasen bekannt:
49) Kantharos aus Vulci, früher bei Durand (n. 662), dann" bei Beugnot
(n. 12), zuletzt bei Pourtales [Dubois n. 377]: Obscöner Tanz von drei nackten
Jünglingen und zwei nackten Frauen. Dieselben Personen auf einem Lager
in sehr indecenter Gruppirung; einer der Jünglinge hält einen grossen Phalltis.
Die Inschrift, schwarz gemalt, lauft um den Fuss herum; ausserdern finden sich
viele Linleserliche Inschriften zwischen den Figuren.
50) Gefäss von eigenthümlicher Form aus Vulci, ini berliner llfuseum
(N. 1652); nämlich ein zweihenkliger Napf mit siebartig durchlöchertem Aus-
guss, der durch ein Gorgoneion in altem Style verkleidet ist. Auf der oberen
Fläche dieser Mündung sind zwei sitzende Jünglinge dargestellt; der eine fasst
nach der Siegesbinde; der andere, mit Armbändern, hält Badegerath, Striegel
0 und Salbgefäss in den Händen. An den Aussenseiten des mehrfach restaurirten
Gefässes finden wir A. den Festzug eines XVagenlenkers oder Kriegers, dem ein
anderer entgegentritt, während ihn ein sitzender Kampfrichter erwartet; B. eine
Jagd: zwei Bogenschützen und ein Hoplit kämpfen gegen einen erniatteten