Gemmenschneider.
wähnung würdigt, befindet sich auch Apollonides; er wird mit Kronios zwischen
Pyrgoteles und Dioskurides genannt. Sein Name nun findet sich auf dem Frag-
603 ment eines Sardonyx, welches aus Stosch's Händen in den Besitz des Herzogs
von Devonshire kam. Dargestellt ist eine liegende Kuh, an der jedoch der
hintere Theil. der ganze Rücken und der obere Theil des Kopfes fehlen. Die
Inschrift AHOLULQNIJOI" steht im untern Abschnitt: Stosch t. 11; Bracci I,
t. 25; Winck. VII, 19; Lippert II, 1032; Raspe 13108; Cades XV, (O) 69; C. I. 7159.
Nach Lippert soll Stosch dieses Fragment für tausend Guineen (T4) verkauft haben,
was Köhler (S. 169) zu der Behauptung genügen mochte, dass es „durch Stosch,
jenen Beförderer bezeichneter Gemmen, wie man sie nennt, seinen Ursprung
erhalten" habe. Indessen fragt es sich, ob jener enorme Preis nicht eine Kunst-
händlerfabel ist; und das verhältnissmässig sparsame Lob, welches Stosch seinem
Steine in der Beschreibung ertheilt, unterstützt die Annahme einer Fälschung
in gewinnsüchtiger Absicht von seiner Seite keineswegs. Dagegen ist es eine
andere Frage, ob nicht Stosch selbst betrogen worden und nicht die Arbeit
allerdings für neu zu halten ist. Köhler sagt: „Die Aufschrift des Namens ist
gut genug gerathen, bloss einige Ungleichheiten in der Mitte der Buchstaben
abgerechnet, um das zu sein, was sie sein sollte. Uebrigens darf niemand
glauben, dass die Schönheit der Schrift ein sicheres Kennzeichen des Alterthums
sein könne, und die höchst zart und fleissig ausgeführte Kuh beweist durch
das Aengstliche und Furchtsame mehr als zu deutlich die Neuheit ihrer Ab-
kunft." Ich gestehe, dass ich diesmal die Zweifel Köhler's theilen muss. Schon
was die Inschrift anlangt, so musste es auffallen, dass sie auf dem Werke eines
der berühmtesten Steinschneider des Alterthums so wenig elegant ausgefallen
sein sollte; sie ist aber nicht nur wenig elegant, sondern sie verräth auch eine-
geringe Sicherheit und Freiheit. Zu dem aber, was Köhler über die Arbeit
selbst bemerkt, will ich nur noch einen Punkt hinzufügen: das Terrain nemlich,
auf welchem die Kuh liegt, scheint mir mehr eine modern naturalistische, als
eine antik stylisirte Behandlung zu verrathen; und gehen wir von dieser Be-
merkung aus, so werden wir auch im Uebrigen einen gewissen Mangel einer
festen und bestimmten Stylisirung empfinden.
Eine vollständige liegende Kuh mit der Inschrift AFOAAQNIJOY be-
604 findet sich im haager Cabinet: de Jonge Notice p. 157, n. 12. Aber schon
Visconti (Op. var. II, p. 330, n. 556) zweifelt an der Echtheit, wenigstens der
Inschrift, und dass sie aus der an Fälschungen reichen Sammlung des Hem-
sterhuis herstammt, muss diesen Verdacht nur bestärken. Eine weidende
Kuh mit gleicher Inschrift findet sich bei Raspe 13127 und Gades XV (O) 68;
aber schon, dass es wiederum eine Kuh ist, macht diesen Stein, einen Amethyst
von sorgfältiger, aber wenig geistreicher Arbeit, höchst verdächtig. Ein Camee
mit der Darstellung des Oedipus und der Antigone ist nach Köhler (S. 55) von
Tettelbach in Dresden nach einem Entwürfe Casanova's geschnitten. Die
lateinische, in grossen Buchstaben um eine Maske herumlaufende Inschrift
APOLLONID 11 ES (Winck. Descr. II, 1353) hat natürlich mit dem Steinschneider
nichts zu thun. Die Artemis bei Spon (Misc. p. 122) endlich ist nicht ein
Werk des Apollonides, sondern des Apollonios.