Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

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Gemmenschneider. 
schneider, zunächst jedoch in der Weise, dass er nur Wappen schnitt. Erst 
als er (etwa 1732) nach Florenz kam, fing er auf Stosch's Veranlassung an, 
sich im Copiren und Nachahmen des Antiken zu üben (Natter Meth. preface 
p. 31 u. 33). Dass Natter vor 1723 die Nike geschnitten, ist also geradezu un- 
möglich. Aber woher weiss überhaupt Stephani so bestimmt, dass der Stein 
damals schon existirte? Er schliesst dies bloss, um den Schluss als Grundlage 
für weitere Folgerungen zu benutzen. Um nämlich einen Stützpunkt für das 
Vorkommen des Sostratos in Gemmeninschriften zu finden, weist er auf ein 
Marmorwerk mit gleicher Inschrift hin, von welchem die Gemme der Nike eine 
directe Gopie sei: Lajard, Gulte de Venus, pl. 11, 1. Die Uebereinstimmung 
zwischen beiden ist allerdings frappant, aber nur zu frappant, wenn man La- 
jard's Bemerkungen (S. 177) weiter verfolgt. Lajard erhielt die Skizze des an- 
geblichen Marmors von einem Bildhauer Lange, der weder aus dem Gedächt- 
nisse, noch durch eine schriftliche Notiz die Sammlung anzugeben wusste, in 
der er das Monument während seines Aufenthalts zu Rom gesehen und ge- 
zeichnet. Er vermuthet es nur im Giardino della Pigna des Vatican. Die Nach- 
forschungen, welche Lajard dort hat anstellen lassen, haben indessen keinen 
Erfolg gehabt. Betrachten wir nun die Composition genauer, die in der Skizze 
ohne eine das Ganze umschliessende Linie gegeben ist, aber sich augenschein- 
lich nur für einen bei Reliefs sehr ungewöhnlichen ovalen Raum eignet, so 
werden wir vielmehr zu der Ueberzeugung gelangen müssen, dass sie nichts ist, 
als eine vergrösserte Zeichnung der Gemme. Die Angabe des angeblichen 
Maasses in der Erklärung der Tafeln 0,812 m., scheint sich auf die etwa acht- 
fache Vergrösserung des Bildes in der Zeichnung zu beziehen. Damit aber 
verliert die ganze Stephanfsche Hypothese über den Ursprung des Namens des 
Sostratos ihre Grundlage; und wir werden somit auf die Inschrift der an erster 
Stelle angeführten farnesischen Gemme als muthmaasslichen Ausgangspunkt der 
589 Fälschungen hingewiesen, deren weitere Prüfung dadurch um so dringender 
geboten erscheint. 
Thamyras. 
Auf einem Carneol, der aus dem Besitz des Baron Albrecht in die wiener Samm- 
lung gekommen sein soll, ist eine Sphinx dargestellt, welche sich mit dem linken 
Hinterfusse in dem Haare ihres zurückgebeugten Kopfes kratzt; hinter ihr liest 
man die Inschrift GAMYPOY: Stosch t. 69; Bracci II, t. 113; Winck. Descr. 
III, 32; Lippert I, 924-; Raspe 129; pl. 4-; Gades Ill, B, 84; C. I. 7196. Köhler 
S. 199 hält die Arbeit des Steins für alt; „die Aufschrift aber, die auf den Ab- 
drücken fast nicht zu erkennen, ist in einem hohen Grade verdächtig. In der 
Beschreibung begeht Bracci eine Menge Irrthümer. Erstlich spricht er von der 
Einfassung des Feldes, die man gewöhnlich auf den Käfern finde; allein weder 
im Kupfer des Stosch, noch in den Abdrücken ist sie zu bemerken.   Zwei- 
tens behauptet er, dem zu Folge, was ihm Johann Pichler gesagt habe, sei 
der Steinschneider griechisch-hetrurischer Abkunft. Ohne auf eine sich selbst 
widersprechende Bemerkung wie diese zu antworten, erinnere ich, dass, da die 
Sphynx (wie Köhler merkwürdiger Weise schreibt) nicht das geringste vom he- 
trurischen Style besitzt, sie eben so wenig eine hetrurische Aufschrift und Ein- 
fassung des Feldes haben könne. Denn so seicht eingeschnittene Schrift und
	        
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