angebliche
und
Wirkliche
Steinschneidef
Gemmeninschriften.
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darunter im Abschnitt CS2 CTPATO Y: Natter Meth. pl. 29; Winck. Descr. II, 1099;
Lippert I, 696; Raspe 7760, pl. 4-5; Cades II, N, 75. Dass sie eine moderne
Arbeit sei, erkannte schon J. Pichler (bei Bracci II, p. 229). von dem Köhler l
(S. 177) und Stephani nur darin abweichen, dass sie dieselbe nicht ins sechs-
zehnte, sondern ins achtzehnte Jahrhundert setzen (vgl. unten).
Ein kleiner Carneol mit einer auf einem Seedrachen reitenden Nereide
und der Inschrift CLQCTPATOY am obern Rande ist durch Lippert I, 74 und
Raspe 2616 bekannt geworden. Die Arbeit wird von Köhler (S. 177) und Ste-
phani (Angebl. Steinschn. S. 233) als sehr mittelmässig und nachlässig be-
zeichnet und Stephani nennt sie mit Recht „s0 unentschiedenen Gepräges, dass
daraus weder auf antiken, noch auf modernen Ursprung mit irgend einiger Sicher-
heit geschlossen werden kann". Die Inschrift aber, so klein, dass sie kaum zu 58T
erkennen, mag .,offenbar von anderer, moderner Hand hinzugefügt" sein.
Eine ähnliche Darstellung, eine Nereide, den Hals eines Seerosses umfassend,
wird nur von Winckelmann (Descr. II, 4-65) erwähnt: Le meme sujet est eu
relief sur une Agathe-Onyx avec le nom du graveur EQETPATO Y, connu par
d'autres ouvrages dans le cabinet d'un amateur a Rome, et on le trouve aussi
repete dans deux autres camees du cabinet Farnese du roi des deux Siciles,
avec le nom du meme graveur. Auch spricht Casanova. in seinen Memoiren
(Th. VII, S. 273) von einem Onyx-Camee mit dem Bilde der Venus Anadyomene
und dem Namen des Sostrates den er für 300 Pfd. Sterling an einen
Dr. Matti verkaufte. Da er ihn von seinem Bruder geschenkt erhalten zu haben
behauptet, so mochte er, wie mancher andere Stein mich dessen Entwurf ge-
arbeitet, der Käufer aber sein, was sein Name besagt. Durchaus modern ist
endlich die Darstellung eines sitzenden Mannes mit Satyrohren, der eine Bac-
chantin festzuhalten sucht, darüber die Inschrift bei Panofka Gemm
mit Inschr. T. IV, n. 18.
Nach diesen Bemerkungen über die einzelnen Steine ist noch des Ge-
sammtresultats zu gedenken, welches Stephani aus ihrer Betrachtung; ziehen zu
können glaubt, indem wir daran erkennen, dass auch die Angaben dieses Ge-
lehrten, trotz des Aufgebots einer ganz besondern niikrologischen Sorgfalt, noch
immer einer strengen Controle bedürfen. Er sagt S. 234-: „Ueberblickt man
sie noch einmal in ihrer Gesamrntheit, so. lässt sich auch der innere Zusammen-
hang so deutlich durchschauen, als man dies jemals bei Fälschungen dieser Art
hoffen kann. Den Ausgangspunkt bildet der Stein mit der stieropfernden
Nike, der vor 1723 geschnitten ist, wenn er auch erst 1754 von Natter publicirt
wurde. Wenn ihn Stosch schon 1723 besass, so veröffentlichte er ihn vielleicht
absichtlich nicht." Schon vorher hatte er bemerkt (S. 232): „Ich bedauere nicht
Zu wissen, in welchem Jahre Natter nach Rom kam, von wo er erst 1732 nach
Florenz berufen wurde. Wenn er schon vor 1723 in Rom war, so würde ich
keinen andern, als ihn für den Verfertig-er halten, da er den Stein zuerst be-
kannt machte und seine frühesten Arbeiten mit dem Styl dieses Bildes sehr
wohl übereinstimmen." Natter ward 1705 geboren (s. z. B. Baur biogr. Hand- 588
Wörterbuch IV, S. 16); nachdem er sechs Jahre Juwelier gewesen war, ging er
(also wohl gegen zwanzig Jahr alt) nach der Schweiz, wo er etwa eben so
lange arbeitete; von dort nach Venedig, und hier erst ward er ganz Stein-