Gemmenschneider.
trügerischer Absicht eingeschnitten worden, gewiss in hohem Grade unwahr-
scheinlich erscheinen. Mir scheint demnach, ehe dieses Verdamrnungsurtheil
als begründet anzuerkennen ist, eine nochmalige Prüfung des Steines selbst,
und sofern dies möglich sein sollte, seiner Geschichte dringend nothwendig.
Ungünstig muss dagegen unser Urtheil über alle anderen Inschriften des
Sostratos ausfallen. Bei Stosch finden sich deren zwei, die erste auf einem
Camee, der aus dem Besitz des Cardinals Ottoboni in den des Herzogs von
Devonshire, und wie es scheint, später in die Bever1ey'sche Sammlung über-
gegangen ist. Leider ist derselbe fragmentirt und von einer Figur auf dem
Wagen ist nur eine Hand erhalten. Der Wagen ist mit zwei Löwinnen be-
spannt, welche von einem Eros im Knabenalter gezügelt werden. Stosch t. 66;
Bracci ll, t. 110; Lippert I, 288; Raspe 6731; Cades ll, A, 281; erwähnt auch
von Winck. Descr. II, 1087; G. I. 7264-. Das schöne, frei und elegant gearbeitete
Bild ist allgemein als echt anerkannt. Die Echtheit der Inschrift jedoch, welche
sich im untern Abschnitte findet, wird von Köhler (S. 191) und Stephani (Angebl.
Steinschneider S. 231) bezweifelt und ich muss diesen Verdacht theilen, nicht
sowohl aus den von ihnen angegebenen Gründen, als deshalb, weil ich auf einem
sehr guten Gadesschen Abdruck die Inschrift nicht CQCTPATOY, wie bisher
allgemein üblich, sondern deutlich COCTPATOY lese. Ebenfalls fehlerhaft,
nämlich CCJTPATOY lautet die Inschrift auf dem zweiten Steine, einem Camee,
der gleichfalls aus Ottobonfs Besitz in die Sammlung Devonshire kam. Dar-
gestellt ist Meleager, die Eberhaut haltend, der sitzenden Atalante gegenüber
stehend. Die Inschrift, vertieft geschnitten, findet sich hinter Meleager: Stosch t. 67;
Bracci ll, t. 111. Der Styl der Arbeit ist nach Stosch's Urtheil von dem der
Löwenbiga wesentlich verschieden. Wenn aber Kühler (S. 178) die Arbeit als
"wahrscheinlich neu" bezeichnet, so wundere ich mich, dass er sich in diesem
586 Falle nicht bestimmter ausgedrückt hat. Ich will nicht von Einzelnheiten
sprechen, wie der durchaus nicht im antiken Styl behandelten Eberhaut, da
darin die Zeichnung mangelhaft sein könnte. Aber wie Würde ein alter Künstler
seine Composilion so ungeschickt geordnet haben, dass zwischen beiden Fi-
guren von der Mitte nach oben eine grosse Lücke und Leere entsteht? Und
endlich würde es keinem antiken Künstler eingefallen sein, Atalante fast nackt,
nur mit einem leichten Ueberwurf über Rücken, linken Arm und Schenkel zu
bilden; sie müsste in leichtem Jagdcostüm, wie Artemis dargestellt sein. Ich
halte demnach diesen Gamee unbedingt für ein modernes Werk. Dadurch
wird natürlich auch ein Garneol mit der Darstellung des Bellerophon, der den
Pegasus tränkt, verdächtig, indem derselbe die gleiche fehlerhafte Inschrift C0)-
TPATOIT darbietet: Raspe 9052, Cades XXII, P, 30 (als modern). Ausserdem
ist aber dieses Bild eine offenbare Copie eines bekannten Marmorreliefs im
Palast Spada zu Rom: Zwölf Basreliefs, herausgz vom arch. Institut, T. 1; vgl.
Köhler S. 177 und 34-0; Stephani, Angebl. Steinsch. S. 234-, welcher zugleich
bemerkt, dass die Inschrift auf einem Sardonyx mit derselben Vor-
stellung (Baspe 9058; Stuart und Revett Alt. v. Athen, Lief. 27, T. 11, N. 13)
nur ein weiteres Verderbniss jenes Namens ist.
In die Devonshirelsche Sammlung ist ferner aus Stosch's Besitz ein Garneol
gelangt, auf dem Nike im Begriff ist, einen niedergeworfenen Stier zu opfern;