und
Wirkliche
Steinsehneider
angebliche
Gemmeninschriften.
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die euböische Myrto (Pans. VIII, 14, 8) hier dargestellt erblicken und die Form
der Inschrift als äolischen Accusativ deuten. Mich macht jedoch gerade dieser
auf einer Gemme schwer zu erklärende Accusativ gegen diese Deutung be-
denklich, die doch auch in anderen Beziehungen nicht einfach und schlagend
genug erscheint, um sich unbedingten Beifalls zu erfreuen. Wenn nun trotzdem
auch ich Anstand nehme, die Inschrift mit Bestimmtheit auf einen Künstler zu
beziehen, so gestehe ich, dass dies mehr auf einem subjectiven Gefühle beruht,
als dass ich bestimmte positive Gründe anzugeben vermochte. Die Arbeit, wenn
auch nicht schlecht, zeigt doch nichts von der individuellen Sorgfalt, welche
wir sonst an den Steinen zu bemerken pflegen, denen ein Künstler seinen
Namen hinzugefügt hat. Eben so sind die Buchstaben zwar nicht gross, aber 572
in der ganzen Anordnung, in welcher sich die Inschrift findet, erscheint sie nicht
in dem Maasse, wie sonst die Künstlerinschriften, als Parergon, sondern als ein
für das Ganze wesentlicherTheil, mag sie nun auf die Darstellung oder auf
den Besitzer des Steines sich beziehen. 4 Uebrigens verdient die Inschrift
namentlich in ihren letzten Bilchstaben noch eine genauere Prüfung; denn auch
in dem mir vorliegenden Abdrucke ist nur der Anfang, und auch dieser nicht
mit voller Sicherheit lesbar.
Onesimos.
Carneol, einst im Besitz des Baron Hoorn; nackter, stehender Jupiter, in der
Rechten eine Patera haltend, die erhobene Linke auf das Scepter gestützt;
neben ihm ein Adler mit einem Kranze im Schnabel; neben dem Scepter ONH-
(ÄIBLTOC: Millin Pierr. gr. ined. pl. 2. Ueber den Werth der Arbeit und ihre
Echtheit lässt sich nach der Abbildung nicht urtheilen. Ein anderer Stein mit
demselben Namen, eine behelmte Pallas darstellend [ib. pl. 58], ist anerkannt
modern: R. Rochette Lettre p. 146; Glarac p. 161; G. I. 7233.
Pergamos.
In der florentiner Sammlung befindet sich ein amethystfarbiger Glasfluss, mit
der öfter wiederkehrenden Darstellung eines Satyrs, der in lebhaft erregtem
Tanze mit der Rechten den Thyrsos schwingt, während er in der Linken ein
Trinkgefäss emporhebt; im Felde vor dem Knie steht die Inschrift, welche man
bald PEIIZIIO oder PYFMCJN, bald PEZIIAAAIO, bald endlich PEPFAMOOF)
gelesen hat, für welche letztere Lesart nach Stosch sich die gewichtigsten Stimmen
erklärt haben: Agostini Gemm. ant. lI, t. 17 (ed. II, 1686); Maffei Gemm. antjIII,
t. 55; Stosch t. 49; Gori Inscr. etr. I, t. 5, 1; Mus. flor. ll, 3, 2; Bracci II, t. 92;
ÄVinck. Descr. II, 1570; Lippert I, 460; Raspe 4731; Gades II, A, 137; C. I. 7238.
Von der Inschrift bemerkt Köhler S. 186: „Dass die Aufschrift des florentiner
Glasflusses, der übrigens von sehr unbedeutender Arbeit ist, nicht aus dem Alter-
thume herrührt, beweisen theils das ganz vernachlässigte Aussehen dieser krumm
und unansehnlich stehenden Buchstaben, theils ihre Schärfe und Tiefe, der zu
Folge sie nicht zugleich mit dem Glasflusse gefertigt, sondern späterhin ein-
geschnitten worden sind." Stephani fügt S. 34-8 hinzu, der Name sei ohne 573
Zweifel von jenen Steinen entlehnt, welche zu Folge ihrer Inschriften den Heros
Pergamos darstellen. Allein hier erhebt sich zunächst die Frage, wie man dazu
gekommen sein könne, den Namen eines Heros einem Satyr beizufügen: denn
Wollen wir selbst zugeben, dass das Haschen nach Künstlernamen im acht-