Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

Maler 
Sprecher bei der Abnahme des Eides, er, der in allen grossen Angelegenheiten 
40 voran war und darum nothwendig des Frevlers Feind, der auch zuvor auf die 
Steinigung des Aias angetragen hatte." Eben so heben sich schon durch den 
örtlichen Gegensatz die Charaktere des Neoptolemos und Nestor, „des jüngsten 
und des ältesten der Heroen, des Helden neuen Anwuchses und des Greises 
aus früheren Geschlechtern: Neoptolemos der einzige, der in der Stadt noch 
mordet, und Nestor der einzige von den Heroen, der auf der andern Seite der 
Akropolis jenem gegenüber, der Rache schon müde, schon gerüstet zur Abreise 
erscheint" (Welcker S. 15). 
Wo in der Anlage und Anordnung Alles so bedeutsam ist, da dürfen wir 
füglich voraussetzen, dass nun auch in der Ausführung" der geistige Ausdruck 
der Tiefe des Gedankens entsprochen habe. Und in der That fehlt es in den 
Beschreibungen des Pausanias nicht an Belegen für diese Voraussetzung. Er 
erwähnt den Ausdruck der Klage in den Bildern der kriegsgefangenen Troe- 
rinnen, den Ausdruck der Trauer, der sich über die ganze Familie des Antenor 
verbreitete. Briseis, Diomede, Iphis stehen da in bewundernder Betrachtung der 
Schönheit Helenals, Demophon in nachdenkender Erwartung, 0b Helena die 
Freilassung der Aethra gewähren wird. Elasos schien eben seine Seele aus- 
hauchen zu wollen. Medusa umfasst voll Entsetzen ein Weihbecken, ein kleiner 
Knabe den Altar; ein Kind im Schosse eines Eunuchen bedeckt sich die Augen; 
Astyanax ergreift die Brust der Mutter. Während aber hier der Ausdruck durch 
die Handlung oder durch die besondere Lage der Person bedingt erscheint, 
finden wir nicht minder andere Gestalten, in denen diese Handlungen und Zu- 
stünde nur als die äussere Darstellung des innersten geistigen Wesens zu be- 
trachten sind. So sagt Pausanias von Helenos, er sitze ganz besonders nieder- 
geschlagen da, und man würde ihn auch ohne die Ueberschrift des Namens er-_ 
kannt haben. Offenbar war also hier der Charakter des Sehers vortrefflich aus- 
gedrückt, der das Unglück seines Vaterlandes schon längst vorausgesehen, und 
wider seinen Willen selbst es noch beschleunigen musste. Aehnliches sprach 
auch vielleicht aus dem Antlitz der Kassandra, an welcher Lucian 1) die hohe 
Würde der Augenbrauen hervorhebt. So tritt uns in dem Bilde der Unterwelt 
41 in Thamyris der gebrochene und gestrafte Dichterstolz vor die Augen; Paris 
scheint selbst im Hades noch Liebesabenteuern nachgehen zu wollen, während 
Penthesilea auch dort ihrer Verachtung der Männer treu bleibt.  Doch genug 
der einzelnen Bemerkungen, welche ein aufmerksamer Leser des Pausanias sich 
leicht selbst wird vermehren können. Hier sollten sie nur dienen, um uns zu 
einer allgemeinen Würdigung des Polygnot den Weg zu bahnen und für die- 
selbe die Grundlage abzugeben. Die Wenigen uns erhaltenen Urtheile der Alten 
über ihn werden sich uns nun leichter erklären und schärfer fassen lassen. Ich 
beginne mit einer Stelle Aelian's 2), in welcher er mit Dionysios von Kolophon 
verglichen wird, der ihn in vielen Stücken nachahmte, aber in der Grösse nicht 
erreichte z" 6 näv Ilohiyvoorog äypacps rot yeyoila xai äv roZg rslsloug einprägen) 
rd däÄa. Die hier gebrauchten Ausdrücke bezeichnen, streng genommen, das 
Wesen der polygnotischen Malerei nur in sehr äusserlicher Weise. Megalographie 
magg.
	        
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