Wirkliche und
angebliche
Steinschneider
Gemmeninschriften.
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Art eines Heimes behandelt, und hinter dem Kopfe eine ithyphallische Herme
sichtbar ist, auf einem Garneol bei Gades VII, E, 1 ist wahrscheinlich mit dem
nach Glarac bei Gravelle II, p. 103 publicirten Steine identisch. In der Inschrift
AETIOJNOC ist die Form des E auffällig, und ausserdem trägt die Arbeit den
Charakter moderner Eleganz. Ein Carneol mit der Darstellung eines Bac-
chanals von neun Personen vor einem Tempel und dem Namen des Aetion
(Lippert I, 944-) zeigt nach Raspe 41393 den Styl des modernen Steiuschneiders
Dorsch. Ein anderer Stein, darstellend einen bärtigen Mercur mit einem scepter-
artigen Caduceus: Millin gal. myth. t. 50, n. 205; de WVitte Cat. Beugnot p. 134,
n. 400, ist in archaisirendem Style gearbeitet; der Name steht hier im Nomi-
nativ und hat nicht C4), sondern S2. Ein Carneol mit analoger Darstellung und
der gleichen Inschrift, den ein Herr Petree aus Paris in Aegypten kaufte, ist
nach Dubois bei Clarac (S. 5)) hinsichtlich seiner Echtheit iverdächtig. G. I.
7136 und 37.
Agathangelos.
Der indische Garneol mit dem Kopfe des Sextus Pompeius ist von Köhler
(S. 175) und Stephani (Angebl. Steinschn. S. 217) eben so heftig angegriffen,
wie von Tölken (Sendschreiben S. 75-88) vertheidigt worden. Da ich mir je-
doch nicht anmaasse, in diesem nur durch die feinste technische Kenntniss zu
entscheidenden Streite Schiedsrichter sein zu wollen, so muss ich mich be-
gnügen, den ganzen Stand der Frage mit niöglichster Sorgfalt darzulegen.
Publicirt wurde dieser Stein zuerst von Venuti und Borioni Gollect. antiq. rom.
t. 68, dann von Bracci I, t. 5; Abdrücke finden sich bei Winckelmann Descr.
IV, 186; Raspe 10794; Gades V, 182. Er befand sich zuerst im Besitz des
Kunsthändlers Sabhatini zu Rom, dessen Erben ihn für 450 Scudi an einen
Polen verkauften, welcher ihn der Marquise Luneville oder Ligneville in Neapel
zum Geschenk machte (Gori Dact. Smith II, p. 39; Raspe introd. p. XXXV.
Das von Gori angegebene Jahr des Verkaufs 1749 kann nicht richtig sein, da
er schon auf dem 1736 erschienenen Kupfer Venuti's als in jenes Polen Besitz
befindlich bezeichnet wird). Später von Hackert erworben, kam er aus dessen
Nachlass in das berliner Museum. Nach seiner Aussage soll er 1726 in dem
Columbarium der Freigelassenen der Livia gefunden sein, aus dem auch die
Inschrift: AGATHANGEIzas SIBI et IVLIAE GLYGercae stammt (Gori Golumb.
lib. et serv. Liviae p. 173, n. 161), womit die Angaben Wincke1mann's (Descr.
und Werke V, S. 124) über seine Entdeckung ausserhalb Roms in einem Grabe
unweit des Mausoleums der Caecilia Metella übereinznstimmen scheinen. Er
War gefasst in einen schweren, an zwei Loth wiegenden goldenen Ring, der
durch Form und Grösse zeigte, dass er nicht bestimmt war, am Finger getragen
zu werden (Winckelmq Tölken). Die Verdächtigungen seiner Echtheit begannen
alsbald nach seinem Erscheinen. Schon der erste Herausgeber sagt darüber:
neque apud Plinium et Junium aliosque scriptores, qui veterum artificum
Ilomina litteris transmiserunt, neque in tota, ni fallor, antiquitate AFAOANFE- 540
AOY nomen reperitur. Quare non desunt, qui additas recentiori manu litteras
Suspicantur, operi reipsa non dubiae antiquitatis. At in praesentiarum, quid-
quarn de hoc aftirmare nostri muneris esse non censeo. Ich habe diese Worte
angeführt, weil sie zeigen, dass man damals noch nicht auf die Inschrift im