Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

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Gemmenschneider. 
Aätion. 
Bärtiger Kopf mit phrygischer Mütze, jetzt gewöhnlich Priamos genannt, davor 
die Inschrift AEJTIOJNOC, auf einem Sard in der Sammlung des Herzogs von 
Devonshire: Stosch t. 3; Bracci l, t. 4-; Winck. Descr. III, 191; Lippert, II, 117; 
Raspe 9106; Gades III, G, 2. Um diesen Stein oder wenigstens die Inschrift für 
modern zu erklären, stellt Köhler (S. 107) ein sehr verwirrtes Gewebe von Be- 
hauptungen auf. Er führt an, dass Peirescius den Stein 1606 in England ge- 
kauft hatte, dass Welser in dem Kopf den Maler Aetion, Peiresc dagegen den 
Vater der Andromache habe sehen wollen (Gassendi Vita Peirescii lib. Il, p. 95; 
vgl. Köhler S. 292); "und zuverlässig konnte nur dieses die Absicht desjenigen 
gewesen sein, der den Namen dem Kopfe hatte beifügen lassenf, nämlich nach 
Köhlefs Meinung in Folge der Liebhaberei an den Bildnissen mythischer und 
historischer Personen, die besonders durch des Fulvius Ursinus Illustrium ima- 
gines angeregt sein soll. Allein wie Toelken (Sendschreiben S. 53) mit Recht 
bemerkt, so ist Aetion kein so berühmter Heros, um ihn unter den viris illu- 
stribus zu vermissen; ferner würde man ihn nach der Art, wie er bei Homer 
erwähnt wird, nicht in phrygischem Gostüm, sondern in kriegerischer Rüstung 
dargestellt erwarten, und endlich lautet die Form seines Namens bei allen, selbst 
den römischen Schriftstellern, nicht Aetion, sondern Eetion. Weiter aber möchte 
Köhler die Identität des Steines bei Peiresc und beim Herzog von Devonshire 
verdächtigen: „Wie uns Winckelmann will glauben lassen, wusste Stosch da- 
mals nicht, dass sich der Sard, von dem sein Glastluss genommen, bei Masson 
in Paris befand, von wo er, wie fast alle verfälschten Steine mit Künstlernamen, 
nach England kam in die Sammlung des Duc von Devonshire. Die Neuheit 
388 der Aufschrift, die sogleich jedem auffällt, der sich mit Gegenständen dieser 
Art bekannt gemacht hat, lässt uns nicht zweifeln, dass Stosch den Sard wohl 
noch früher kannte, als Massen" (d. h. dass der Stein auf Stosch's Betrieb ge- 
fälscht sei). Dass diese Verdächtigung einzig in dem Vorurtheile Köhlefs gegen 
Stosch ihren Grund hat, braucht nicht weiter bewiesen zu werden; und auf dem- 
selben Vorurtheile beruhen denn auch wohl die rein subjectiven Gründe gegen 
die Echtheit des Steines überhaupt. Etwas davon scheint auch Stephani (bei 
Köhler S. 293) gefühlt zu haben, indem er zugiebt, dass „an dem Steine des 
Peiresc Bild und Inschrift (natürlich als Name desiDargestellten) antik gewesen 
 seien, und erst die Verkehrtheit, diesen Namen für den des Steinschneiders zu 
nehmen, den Betrug auf andern Steinen möglich gemacht. haben könnte". Die 
Grenzen der Scheidung zwischen Künstler- und andern Namen sind allerdings 
sehr schwankend; und wenn auch ich Anstand nehme, Aetion als Steinschnei- 
der anzuerkennen, so kann ich zur Begründung dieser Ansicht nichts anführen, 
als die Stellung der Inschrift (s. o. S. 308) und ein subjectves Gefühbdemzufolge 
der ganze Charakter der Inschrift mir von dem anderer Künstlerinschriften ver- 
schieden zu sein scheint.  
Ein Garneol bei Raspe 9107 mit der Inschrift AÜITCON, ein anderer bei 
de Jonge (Notice p. 175, ohne Inschrift?) sind anerkannt moderne Copien. Ueber 
einen dritten (angeblich früher im Besitz des Herzogs von Orleans: Lippert II, 
116; Raspe 9112, vergl. Glarac S. 8) mit der Inschrift ASTICJNOC, fehlen wei- 
tere Nachweisungen. Eine freiere Wiederholung, in welcher die Mütze in der
	        
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