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Gemmensohneuler.
in der Absicht, den Steinschneider zu nennen, und um der Reihe der Künstler
durch ein A einen schicklichen Anfang zu geben auf den Stein gesetzt, so
war die Wahl theils sehr unglücklich, theils ein Beweis grober Unkunde." Auf
einem Abdrucke der Stoschischen und einem andern der Cades'schen Samm-
lung ist jener Punkt am Ende entschieden nicht vorhanden. Wie das Q) ein
Beweis der Unkunde sein soll, verstehe ich nicht, da es sich ja z. B. auch auf
dem Heraklestorso des Belvedere findet. Die Differenz in der Grösse des ersten
Buchstabens ist durchaus unerheblich: die Inschrift hat vielmehr etwas derbes,
sorgloses, keineswegs ängstlich abgemessenes. Es scheint daher, dass Köhler
nach einem andern, als dem mir vorliegenden Exemplare des Steins geurtheilt
hat. Leider vermag ich im Augenblick nicht nachzuweisen, ob nicht die Vitel-
leschfsche eine ältere in den Besitz der Familie Verospi übergegangene Samm-
lung war, wodurch der Vorwurf gegen Stosch von selbst wegfallen würde. Aber
auch davon abgesehen, welcher Anlass konnte vorliegen, den so gut wie unbe-
kannten Namen des Admon auf den Stein zu setzen? und noch dazu in einer
für Steinschneidernamen ganz unverhaltnissmässigen Grösse? Denn die Schrift
ist nicht nur relativ, sondern absolut wohl die grösste unter allen Künstler-
inschriften. Wenn hiernach kein gegründeter Zweifel gegen die Echtheit der
Inschrift vorliegt, so kann es allerdings nach der letzten Bemerkung (und viel-
leicht auch wegen des Nominativ, vgl. oben S. 305) bedenklich erscheinen, den
Namen des Admon als den eines Steinschneiders anzuerkennen; und dieses Be-
denken werden wir nicht aufgeben dürfen, so lange sich nicht ein Stein mit
gleicher Aufschrift von unbezweifeltem Alterthum nachweisen lässt. Das aber
scheint, bis jetzt wenigstens, nicht der Fall zu sein, und namentlich muss die
535 angebliche Vorliebe des Künstlers für Heraklesdarstellungen für uns nur ein
weiterer Grund des Verdachts werden.
So haben wir zuerst keinen Grund, die Buchstaben Ad neben einem Kopf
des bejahrten Herakles für eine Abkürzung des Namens Admon zu halten, selbst
wenn der Kopf, der etwas modernes und portraitartiges hat, alt wäre: Gori
Dact. Smith. t. 28; Kühler S. 93. Ein Herakles Musagetes „von alter Arbeit"
mit dem Namen AAJWOJN aus der Poniatowskfschen Sammlung ist nur durch
eine Erwähnung B. Rochette's (Lettre a Mr. Schorn p. 108) bekannt. Weiter
führt derselbe aus dem Musee de glyptique, Icon. gr. pl. XIII, A, p. 21 einen
Alexanderkopf. als Herakles mit der Inschrift AAJTLTSZJV an. Ich selbst sah
1853 in Potenza einen Carneol, auf dem Herakles dargestellt ist, sitzend und
niedergebeugt, mit dem Schwert, neben ihm eine Kuh gelagert, davor AAZVICUN:
eine Darstellung. die in unzweifelhaft alten Steinen wiederkehrt. Die Notizen
des, wie ich glaube, durchaus unbefangenen Besitzers über den Ankauf des
Steines aus den Händen eines Bauers und um geringen Preis schienen an der
Echtheit keinen Zweifel zuzulassen: Bull. dell' Inst. 1853, p. 165, Später fand
ich jedoch einen durchaus übereinstimmenden Abdruck in der Cades'schen
Sammlung (XXII, P, 251), und zwar unter den modernen Arbeiten, wahrschein-
lich identisch mit Raspe 15338 gewiss ein Beispiel, das zur grössten Vor-
sicht in diesen Untersuchungen mahnt. Eben so finden sich bei Cades unter
den modernen Arbeiten mit Admons Namen: Herakles, die Amazonenkönigin
vom Pferde reissend: XXII, P, 887; und Herakles oder Theseus, eine todte