360
Die
Gemmenschneider.
Indem ich nach den oben unter Dioskurides gemachten Bemerkungen gerade
für die Echtheit dieses letztern glaube einstehen zu können, muss ich ausserdem
bemerken, dass trotz einer gewissen Flüchtigkeit mir die Behandlung des Kopfes
hier am meisten charakteristisch erscheint. Geschmack und Fleiss mögen dem
neapolitaner nicht abgesprochen werden; aber eine gewisse Fülle und Rundung
der Formen erscheint dem Charakter des Mannes weniger angemessen. Die
Inschrift endlich ist ohne Eleganz, wenig leicht und frei behandelt. Ueher die
Frage der Echtheit wage ich indessen ohne Prüfung des Originals nicht zu
entscheiden.
bisher betrachteten Steinen mag noch ein ngrosses und sehr
des Mäcenas" en face mit der Inschrift EOAQNOE im Mus.
erwähnt werden, das im Jahre 1794 bei Palestrina gefunden
Neben den
schönes Brustbild
Worsley: t. 29, 8
sein soll.
Ueber die Strozzitsche Medusa ist hier nur noch zu bemerken, dass sie
in einen Chalcedon geschnitten und bei S. Giovanni e Paolo auf dem Caelius
gefunden ist. Durch Sabbatini kam sie in die Hände des spätern Cardinals
Albani, der sie Sabbatini im Tausch gegen andere Antiquitäten zurückgab, so-
dann in den Strozzfschen Besitz (Winck. Gesch. d. K. V, 2 (S. 127); jetzt be-
tindet sie sich in der Blacas'schen Sammlungw Stosch t. 63;, Bracci II, t. 107;
[Gori Mus. flor. II, 71]; Winck. Descr. III, 145; [Lippert II, 18]; Raspe 8950;
Cades II, F, 80. Copien citirt Glarac p. 201.
Der oben erwähnte Diomedes ist stehend gebildet, mit dem Palladion in der
Linken, während er in der Rechten das Schwert gezückt hält, wie um sich gegen
529 einen von aussen zu erwartenden Angriff zu vertheidigen. Nächst der Erwähnung
bei Chaduc und_der Abbildung bei Baudelot ward er durch einen Abdruck der
Strozzilschen Sammlung bekannt; und wenn noch Köhler den Besitzer des Steins
nicht anzugeben weiss, so ist es auffallend von Stephani (Angebl. Steinschn. S. 199)
zu hören, dass er sich ngegenwärtig" (ob erst kürzlich erworben?) in der k. rus-
sischen Sammlung befinde. Die Inschrift steht im Abschnitt. Köhler giebt den
Namen COAQN, während ich sonst überall, auch in dem mir vorliegenden Ab-
drucke COACON finde: Stosch t. 61; Bracci II, t. "108; Winck. Descr. III, 322;
[Lippert II, 192]; Raspe 9452; Gades III, E, 274; G. I. 7261. Von der Arbeit
sagt Köhler S. 136: „Diese Gemnie besitzt durch Zeichnunv-g und Ausführung
die grösste Aehnlichkeit mit dem oben beschriebenen Diomedes (des Dioskurides);
nur ist an der dem Solon beigelegten alles viel freier behandelt und weniger
gezwungen." Die allgemeine Aehnlichkeit mag zugegeben werden, aber in dem
mir vorliegenden Abdrucke steht die Arbeit gegen die der Gemme des Dios-
kurides entschieden zurück. Die Behandlung der Formen (so namentlich am
rechten Schenkel) hat etwas rundliches und charakterloses. Auffällig ist mir
ferner der leere Raum des Feldes vor der Figur, so dass allerdings die Mijglich-
keit der Köhlefschen Annahme zugegeben werden muss, es habe ein Künstler
am Anfange des vorigen Jahrhunderts die durch Chadurfs Erwähnung uns be-
kannte Darstellung (vielleicht mit einigen Modificationen) wiederholt. Vgl. auch
oben S. 308.
Ein zweiter Diomedes in halb sitzender Stellung, ganz mit dem des Dios-
kurides übereinstimmend und mit der Inschrift COAQNOC ist zuerst bei Baudelot