angebliche
und
WVirkliche
Steinschneider
Gennneninsehriften.
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ist nicht unmöglich, dass der Name selbst aus dieser Quelle nur auf indirectem
Wege hervorging, indem der Künstler, welcher den Stein des Grafen Gaimo
schnitt, vielmehr aus den Papieren des Pirro Ligorio schöpfte. Aus diesen näm-
lich sehen wir im Jahre 1781 eine Inschrift hervorgehen, welche anfängt: G. Coi-
lius G. lib. Ismenias Kaelator (Gudius p. 213, 9); und der Steinschneider
oder sein gelehrter Gehülfe las dort vielleicht mit Recht oder Unrecht, nicht
Coilius, sondern COIJVTÜS." Man muss bedauern, dass so viel Scharfsinn nicht
auf eine bessere Sache verwendet worden ist: denn hier dient er nur, gegen 515
die Richtigkeit des ganzen Raisonnements Verdacht zu erwecken. Erweisen sich
demnach alle Gründe gegen die Echtheit als unzulänglich, so muss dagegen
der Umstand, dass die Inschrift zuerst falsch gelesen ward, für dieselbe sprechen :
denn ein Fälscher würde wenigstens für die Richtigkeit der Lesung gesorgt
haben. Endlich aber dürfen wir nicht übersehen, dass der Stein schon von
Maffei publicirt worden ist, also zu einer Zeit, in welcher auch nach Köhler und
Stephani die Fälschung von Künstlerinschriften kaum noch begonnen hatte.
Mit der Inschrift KOINOY wird ausserdem nur noch ein Augustuskopf
auf einer Stoschischen Schwefelpaste von Raspe 11053 (Cades V, 266) ange-
führt, für dessen Echtheit ich nicht einstehen mag. Von vorn herein verdächtig
sind dagegen die Steine mit der Inschrift KOIMOY; denn dieser Name ist,
wie Letronne (Ann. dell' Inst. XVII, p. 266) nachweist, ungriechisch, und ausser-
dem liegt die Quelle der Fälschung in der falschen Lesart des zuerst behan-
delten Steines offen vor uns. Von dieser Art ist ein Sardonyx von ausser-
gewöhnlicher Kleinheit mit dem Bilde eines Satyrs in lebhafter Bewegung, den
zuerst Natter als in seinem Besitz befindlich bekannt machte: Methode pl. 22;
Bracci II, t. 55. Die Lesung der Inschrift KOIIWOY ist zwar zweifelhaft: „pour
moi je ne voudrais ni souscrire a cette conjecture, ni la combattre, parce que
ces characteres sont si petits et si endomages par le temps, qu'il est presque
impossible de les dechiffrer", sagt Natter, und so könnte, die Echtheit voraus-
gesetzt, auch wohl KOINOY auf dem Stein gestanden haben. Aber die Figur,
fast ganz dem Satyr des Pergamos entsprechend, gehört zu denen, die 1nehr-
fach zu Fälschungen benutzt worden sind; und so mag der Verdacht, den schon
Bracci (II, p. 5) aussprach, dass die Inschrift ein moderner Zusatz sei, wohl
begründet sein. Ob das Ganze, wie Köhler (S. 182) behauptet, ein Werk Natter's
sei, der in geschmackvoller Ausführung sehr kleiner Figuren eine grosse Ge-
läuügkeit besessen, wage ich nicht zu entscheiden. Natter leugnet zwar nicht,
dass er Gemmen mit griechischen Inschriften selbst gefertigt, aber er stellt ent-
schieden in Abrede, dass er je eine dieser Arbeiten selbst für antik ausgegeben
oder als antik verkauft habe (Methode, pref. p. XXX). Endlich ist durch Vis- 516
conti (Iconogr. gr. pl. 17, 2) ein Garneol aus dem Besitz des ltlarquis von Sa-
linas bekannt geworden: Pythagoras sitzend, die auf einer Säule vor ihm liegende
Kugel berührend, neben der Säule KOIBLTOY. Die Darstellung möchte leicht
von der auf derselben Tafel abgebildeten Münze entlehnt sein. Dazu kömmt
aber weiter, dass nach Clarac p. 81 die Steine der angeführten Sammlung hin-
sichtlich ihrer Echtheit überhaupt wenig zuverlässig sind.
Mykon.
Schon Faber in der Vorrede zu den Illustrium iinagines des Ursinus (p. 4-) er-