Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

und 
NVirkliche 
Steinschneider 
angebliche 
Gemmeninschriften. 
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Voranstehen. Denn allerdings, wenn zum Behufe von Fälschungen kein Name 
lockender sein mochte, als der des Dioskurides, so ist es gewiss auffällig, dass 
ausser den Steinen mit seinem Namen sich nicht weniger als drei erhalten 
haben sollten, in welchen er als Lehrer oder Vater von drei verschiedenen Künst- 
lern, Eutyches, Herophilos und Hyllos, erscheint. Und doch lässt sich nächst 
dem Eutyches, der uns bereits beschäftigt hat, auch Herophilos mit voller Sicher- 
heit als authentisch nachweisen. Sein Werk ist zuerst bekannt geworden durch 
die Herausgeber Winckelmanns (VI, 2, S. 301, Anmerk. 1121; Taf. VIII, D) 506 
und „der Sage nach wurde das erwähnte Kleinod bei Trier aufgefunden und 
gehörte noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts durch die Folgen der fran- 
zösischen Revolution von dort vertriebenen Geistlichen". In Arnetlfs Werk 
über die wiener Cameen, wo Taf. XIII, 1 die Inschrift I-IPOQTIAOC ll JIOUKO YPIÄ 
gelesen wird, ist als Ort des Fundes die Umgegend von Mainz und als die 
Zeit das Jahr 1798 angegeben. Wären nun hiermit unsere Nachrichten er- 
schöpft, so müsste die Möglichkeit einer Fälschung allerdings zugegeben werden. 
Aber noch ehe Köhler's Anklage veröffentlicht wurde, hatte bereits Welcher 
(Rhein. Mus. N. F. VI, S. 386) bemerkt, dass „in des Pater Wiltheim Luxem- 
burgum Rornanum ein Stein des Klosters Echternach vorkomme, der nach ihm 
den Kaiser Augustus im Lorbeerkranz vorstellt mit der Inschrift HPOCDIAOC 
AIOCKOIPOC". In diesem erst 1842 zu Luxemburg von Dr. Neyen heraus- 
gegebenen Werke heisst es nun ausführlicher so (S. 290): „Inter antiquitates  
Efternacenses primus esto locus nobilissimae gemmae, quae in monasterii ci- 
meliis forma. tali ac magnitudine (wie in der Abbildung 365). Golor ei ex 
coeruleo modice viridis; ipsa opaca, nec translucens. Iaspidem credo.    Am- 
bitur argenteo margine novelli operis, haerente eiusdern metalli catenula, apta 
sic ex collo suspendi.    Iam materiae gemmae ita certat ars, ut longe vincat, 
genere sculpturae anaglyptico, imagine proiecta foras, ad totam sesquiunciam. 
 At quis ille, cuius nomen graecis minutissimis, et visum prope fugientibus 
litteris adscriptum? Pandant Suetonius et Plinius.    Et post haec dubitetur 
gemmae nobilissimae Efternacensis auctorem esse illum Plinii et Suetonii Dios- 
coridem? Guius nomen, quod hic non legis integrum, aetatis vitio imputandurn, 
margine gemmae ibi detrito, ubi exit Dioscoridis vocabulum, reliquis litteris 
JIOCKOYP    hoc itaque gratulandum, quod Dioscoridi praenomen fuisse 
I-IPOGJIAOC haec gernma docet." Das letztere nun freilich nicht; und eben so 
wenig bewährt sich, was Wiltheim weiter noch über die Aehnlichkeit des Kopfes 
mit Augustus bemerkt. Dagegen lehrt die beigegebene Abbildung nebst der 
Angabe über die Farbe des Steins ganz unwiderleglich, dass die von Wiltheim 
beschriebene und nach den von mir eingezogenen Erkundigungen in Echter- 
nach nicht mehr vorhandene Gernme keine andere ist, als die jetzt im wiener 507 
Museum befindliche. Wiltheim aber starb gegen das Jahr 1694 (vgl. die Vor- 
rede S. VI); seine Beschreibung rührt also aus einer Zeit her, in welcher auch 
nach Köhler die Fälschung der Künstlerinschriften auf Gemmen noch nicht be- 
gonnen hatte. Betrachten wir aber endlich die Fassung der Gemme in Silber 
mit einer Kette, um sie am Halse zu tragen, so werden wir nicht umhin können, 
llns der Verwendung so mancher antiken geschnittenen Steine in den Kirchen- 
Schätzen des Mittelalters zu erinnern, und demnach die echternacher Gemme
	        
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