Steinschneider
Wirkliche und angebliche
Gemmeninschriften.
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Weinstock sitzend dargestellt, seine Flöten in Stand setzend, nebst einer weib-
lichen verwandten Gestalt (une jeune Faune), die Doppelflöte spielend; darunter
dIoCKoP (Lippert III, 2413); Raspe 4688, welcher bemerkt: „ausgezeichnete 497
Gravirung, würdig des Dioskurides, dem man sie beilegen würde, wenn die
Schreibart correct wäre."
Derselbe Vorwurf trifft einen Hyacinth der Blacasschen Sammlung, auf
Welchem der lorbeerbekränzte Kopf des Cäsar von vorn dargestellt ist; zu seiner
Rechten der Lituus, zur Linken AIOEKOPIÄOE: nach einem Gades'schen Ab-
drucke; so wie einen sonst unbekannten Augustuskopf mit der Inschrift AIOCKO-
PIdOY bei Raspe 11066.
Endlich gehört hierher ein tief geschnittener fragmentirter Laokoonskopf
auf einem Garneol mit der Inschrift AIOEKOPIJ, einst in der Sammlung des
Dr. Mead: [Mus. Mead. p. 248]; Bracci II, p. 27; Raspe 9486; (Stephani Bull.
de Pacad. de Pet. VI, p. 30). Schon Bracci zweifelte wegen des E statt C und
O statt OY an der Echtheit; und Köhlerls Verdacht (S. 104-), dass Sirleti, der
den Kopf in Silber restaurirte, auch den Carneol geschnitten habe, mag nicht
ungegründet sein.
Epitynchanos.
Sein Werk ist ein Sardonyxcamee mit dem Brustbilde eines jungen Römers,
in dem man ziemlich allgemein Germanicus erkannt hat. Der Stein ist unten
gebrochen, so dass von der hinter dem Kopf herunter laufenden Inschrift nur
BFITYTXA erhalten ist. Er befand sich früher im Besitz des Fulvius Ürsinus
und findet. sich auch in der zweiten Ausgabe der Imagines illustrium publicirt;
doch hat, wie Köhler (S. 208-9) bemerkt, dort ein Versehen stattgefunden, in-
dem Taf. 87 das richtige Bild mit der falsch ergänzten Inschrift BIIITYF-
XAINOC EJHOIEI unter der Benennung Marcellus Augusti nepos gegeben
wird, während die Supplementtafel K mit einem ähnlichen Kopfe als Germanicus
Gaesar bezeichnet ist, und ebenso in der Erklärung der Text zu Taf. K (S. 411)
sich auf Taf. 87, umgekehrt der Text zu 87 (S. 52) sich auf Taf. K bezieht
(vgl. auch praef. p. Später kam er in die Strozzfsche Sammlung und end-
lich in den Besitz des Herzogs von Blacas: Stosch t. 32; Gori Mus. Flor. II,
t. 9, 1; Bracci II, t. 70; Winck. Descr. IV, 230; Raspe 11220; Gades V, 355.
Die Echtheit ist unbestritten; denn was Köhler S. 112 übereilt geschrieben hatte,
widerlegt er S. 208 selbst, und hier äussert er sich über das Verdienst des
Werkes in folgender Weise: „Die Arbeit am Gesichte und am Ohr ist vor- 493
trefflich und ersteres mit einer ausserordentlichen Zartheit und Weichheit be-
handelt. Das Haar ist in den vielfältig gelegten Locken frei, leicht und schön
gearbeitet. Die Buchstaben sind, da der Camee kein kleiner Stein" von gewöhn-
licher Grösse war, nichts weniger als ängstlich und mühsam, sondern frei und
ungesucht gebildet." Nur Stephani (bei Köhler S. 362) möchte die Annahme
eines Künstlernamens trotz der Gleichzeitigkeit des Bildes und der Inschrift
nicht für hinreichend gesichert halten, aus keinem andern Grunde, als weil die
Buchstaben vertieft geschnitten sind. Allein betrachten wir nur den Gebrauch
der gesammten antiken Epigraphik, so erscheint es viel auffälliger, auf Cameen
überhaupt erhaben geschnittene Buchstaben zu linden, als dass das umgekehrte
Verfahren irgendwie Anstoss erregen könnte. Auf dem Steine des Epitynchanos