und
Wirkliche
angebliche Steinschneider in
Gemmeninschriften.
337
die Abweichung in der Anordnung des Haares, dessen Umriss auf der Fläche
des Reliefs nicht zusammengehalten ist, sondern sich in einzelne Partieen auf-
löst, erscheint mehr modern als antik; eben so der in der Statue mangelnde
herabhängende Theil der Ghlamys. Ganz ungeschickt wird das Schwert, statt
wie der Caduceus im Arm zu ruhen, hinter den Arm gehalten. Wenn nun aber
die ganze Figur darauf angelegt ist, dass der rechte Arm in die Seite gestützt
sein soll, so ist nicht nur dieses Motiv gänzlich verkannt, indem die Rechte
auf den hochgestellten Schild gelegt ist, sondern dieser Arm ist auch in der
Ausführung vollständig missglückt; und es wird schliesslich nur noch der Hin-
weisung auf das unklar und überladen disponirte Beiwerk bedürfen, um die
Ueberzeugung zu begründen, dass der Stein mit Hülfe der fragmentirten
Statue, also in neuerer Zeit gearbeitet ist. Eine Replik des Steines nebst
der Inschrift, ein Garneol, einst dem Museum Medina zu Livorno (n. 111), später
dem Herzog von Marlborough angehörig, ist nach Bracci (II, p. 27) eine Arbeit
des Flavio Sirleti, oder nach Raspe 8868 des Torricelli oder Natter.
„Lippert (III, N. 324-) giebt eine liegende Leda auf einem Garneole für
eine Arbeit des Dioskurides aus, weil dessen Name unten im Abschnitt stehe.
Dass letzterer von neuerer Hand herrühre, ist unnöthig zu erinnern. Dasselbe
gilt auch von der Vorstellung": Köhler S. 161.
"Casanova (Discorso sopra gli Antichi p. III) erzählt, dass er zu Rom einen
schönen Cameo mit dem Kopfe des Caligula gesehen, in den nachher der
Händler Amidei den Namen des Dioskurides von Pichler hatte einschneiden
lassen, der ihn dann um das Vierfache des vorher dafür geforderten Preises
verkaufte": Köhler S. 161. Dazu bemerkt Stephani S. 329, dass „dies offenbar
derselbe Stein sei, den Winckelmann bei Jenkins (Werke II, 188) und dann
bei General Wallmoden (V, 127; VI, 236) sah. Auch er kannte den modernen
Betrug, so wie nach Raspe's Zeugniss (n. 11288) der Besitzer." Abdrücke auch
bei Gades V, 370.
Unter den Cadesschen Abdrücken finden sich zwei fragmentirte Steine:
III, A, 16, ein Amethyst der Beverlefschen Sammlung, darstellend den untern
Theil des gewöhnlich Iole oder Omphale genannten Kopfes; vor dem Hals die
Inschrift AIOCKOYH PldC) Y; ferner III, A, 257 als Hercules und Omphale ge- 495
deutet, aber wohl richtiger das Fragment eines hermaphroditischen Symplegma,
davor AIO(ÜKOY. Die Arbeiten machen durchaus den Eindruck moderner
Eleganz und ungewöhnlich ist ausserdem bei dem ersten Fragmente die Ver-
theilung des Namens in zwei Zeilen.
Da ferner noch keine abgekürzte Künstlerinschrift auf Gemmen als echt
nachgewiesen worden ist, so muss auch überall, wo der Name des Dioskurides
abgekürzt erscheint, jeder anderweitige Zweifel gegen die Echtheit doppelt in
die Wagschale fallen. Aus diesem Grunde, so wie aus dem weiteren, dass in
gleicher Weise auch orthographische Fehler unsern Verdacht erregen müssen,
werden wir alle folgenden Steine nur kurz zu besprechen nöthig haben.
Ein Aquamarin mit dem Bilde eines Giganten und der Inschrift AIOC
Ward im Jahre 1720 von Grozat an Zanetti geschenkt; später kam er aus der
Sammlung des Prinzen Eugen in die Worsleysche: Gori Zanetti t. 38; Bracci II,
t. 67; Raspe 996; Cades I, A, 101; Mus. Worsl. t. 29, 1; Köhler S. 99. Nach
Brunn, Geschichte der griechischen Künstler. II. 2. Auii. 22