330
xenschneider.
sondern erst etwa ein Jahrhundert später für das pariser Museum angekauft
worden, so habe ich später dafür sogar die positive Bestätigung in Mariettds
Vorrede (p. IX) zu den Pierres gr. du roi gefunden. Bagarris kehrte nach
Heinrichs lV. Tode mit den für ihn gekauften, aber ihm selbst noch nicht be-
zahlten Antiquitäten nach der Provence zurück. Nach seinem Tode kaufte Lau-
thier sein ganzes Gabinet, das gegen Ende des siebzebnten Jahrhunderts endlich
von dem pariser Museum erworben wurde: et ce qui devenait tres singulier, on
retrouvait entre ses mains (Lauthiefs) precisement les mesnes pierres gravees
que Henri lV. avait eu dessin autrefois d'acheter du sieur de Bagarris. Dass
darunter der sogenannte Solon des Dioskurides sich befand, wird dabei noch
ausdrücklich erwähnt. Freilich macht selbst gegen diese Thatsachen Kühler
noch einen andern gewichtigen Grund geltend: ,.der Name des Dioskurides ist
auf der pariser Genune nicht durch zarte mit Kugeln versehene Buchstaben dar-
gestellt, sondern sie sind, obwohl nicht schlecht, doch mit etwas grösseren
Zügen und ohne Kugeln geschnitten." Wenn dadurch der Verdacht einer Ver-
schiedenheit der von Peirese gesehenen und der pariser Gemme neue Nahrung
erhält, so giebt doch Köhler selbst den Weg an, diesen Verdacht wieder zu
484 beseitigen, indem er auf die Möglichkeit hinweist: "dieser Stein in Paris habe
mit mehreren andern Steinen aus alter Zeit gemein gehabt, dass der Grund
oder das Feld von neuem abgeschliffen und geglättet wurde, wodurch man die
die Umrisse beschädigte und die zarten Buchstaben des Steines verschwanden.
Letztere wurden in der Folge durch weniger zarte ersetzt, wobei man vielleicht
auch den im Schnitte flach gehaltenen Stellen zwischen Stirn und Nase und um
die Lippen nachgeholfen hat." Eine Uelaerarbeitung durch tmgeschickte Hand
nahm auch Bracci an, der auf die Auctorität der beiden Pichler hin die .-Xx'beit
noch in anderer Beziehung; tadelt und deshalb fast Anstand nimmt, sie dem
Dioskurides beizulegen (II, p. 19). Wir werden sie dagegen jetzt als ein Werk
dieses Künstlers, wenn auch freilich als kein in unversehrtem Zustande er-
haltenes anerkennen müssen.
Dass Dioskurides das Bild des Augustus geschnitten, steht durch das
Zeugniss des Sueton und Plinius fest (s. o. S. 320); und bei dem Werthe,
welcher diesem Bildniss beigelegt ward, ist es gewiss erlaubt anzunehmen, dass
der Künstler es öfter und in verschiedener Weise wiederholt habe. Es ist daher
ohne Zweifel möglich, dass das eine oder das andere sich bis auf unsere
Zeit erhalten habe, wogegen freilich auch zuzugeben ist, dass die noch vor-
handenen Exemplare einer besonders strengen Prüfung zu unterwerfen sind,
indem gerade wegen der obigen früh bekannten Nachrichten die Fälschung
schon bald nach dem Wiederaufleben der Wissenschaften begonnen haben kann,
ganz abgesehen von der Möglichkeit des Betruges selbst in den Zeiten des
Alterthums. Wenn bei der wenig ausgebildeten Kritik des sechszehnten und
siebzebnten Jahrhunderts manche Gemme ohne Namensaufschrift-dem Dios-
kurides beigelegt ward, so haben wir für unsere Zwecke keinen Werth darauf
zu legen. Unsere Untersuchungen haben zu beginnen, wo ausdrücklich der
lnschrift gedacht wird. Dies geschieht von Faber in den Erläuterungen zu Ur-
sinus illust. imag. t. 87, p. 52: Augustus deificatus cum corona radiante, in
sarda gennna sive corniola incisus, quae exstat apud Fulvium Ursinum cum