Steinsclnueider
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Stellung und die Verhältnisse der (iöttin sowohl, als die Zeichnung und Aus-
führung der einzelnen Theile, der treffliche jungfräuliche Kopf, Arme, Füsse und
ihr zweimal gegürtetes Gewand sind Beweise, dass diese Gemme das
Werk eines der vollkommensten Künstler des Alterthums ist." Recht augen- 473
fällig wird diese Vortrefflichkeit, wenn man in den Stoschischen Gemmenab-
drücken (Winckelm. Descr. II, 294-) mit dem Original die Gopie des Lorenzo
Masini (295) vergleicht. Köhler vermuthet, dass Apollonios eine berühmte Bild-
säule nachgebildet habe, und erinnert namentlich an eine Artemis des Praxi-
teles zu Antikyra, welche ausserhalb der Stadt in ihrem Tempel auf einem
hohen Felsen aufgestellt war. Sie war itberlebensgross, trug den Köcher auf
der Schulter, hielt in der Rechten eine Fackel, und ihr zur Linken befand sich
ein Hund: Pans. X, 37, 1. Einen directen Zusammenhang zwischen den beiden
Werken werden wir allerdings nicht sofort annehmen dürfen; als eine Analogie
hat aber diese Zusammenstellung viel Ansprechendes. Zuerst ist nach Köhler
diese Gemme in Demontjosieus im Jahre 1585 zu Rom gedruckten Bcisebemer-
kungen (Gallus Romae hospes, auch bei Gronov thes. ant. graec. IX, p. 791)
erwähnt worden, wo der Name irrthtimlich Apollonides gelesen und deshalb auf
den von Plinius erwähnten Steinschneider bezogen wurde. Damals in Orazio
Tigrinis Besitz erwarb sie später Fulvius Ursinus: Spon Misc. erud. anti p. 122.
Abbildungen und Abdrücke finden sich bei Stosch t. 12; Bracci I, t. 26; Natter
Methode t. 31; Lippert l, 210; Raspe 214-41; Gades I, F, 19.
Aspasios.
Zu den berühmtesten Steinen gehört die Minerva des Aspasios. Das Haupt der
Göttin ist mit einem Helme bedeckt, der über der Stirn mit den Vordertheilen
von Bossen geschmückt ist; ein Greif ziert die Seitenfläche und der hohe Helm-
buseh wird von einer Sphinx getragen. Die langen Locken der Göttin fallen
unter dem Helm hervor auf die Aegis, mit der die Brust bedeckt ist. Hinter
dem Halse steht in sehr kleinen Buchstaben die Inschrift Der
Stein, ein rother Jaspis, befand sich nachweisbar zuerst im Besitz des Fürsten
Rondanini, dann des Cardinals Ottoboni, von wo er endlich in das wiener Mu-
seum gelangte: Ganini lconogr. pl. XGIII; [Belloriz Illust. philos. etc. imag. Ill,
t. 73, p. Gronov thes. ant. gr. II, t. 85; Stosch t. 18; Bracci I, t. 29; Winck.
Descr. II, 190; Lippert I, 119; Baspe 1536; Cades I, H, 21; Eckhel Ghoix de
p. gr. pl. 18; 7164-. In der Verdächtigung" der Inschrift selbst dieses 474
Steines (den Kopf lässt er für alt gelten) leistet Köhler S. 195 fast Unglaub-
liches: „Einige Schwierigkeiten begegnen uns bei Betrachtung der Aufschrift,
Welche aus sehr zart und fein geschnittenen Buchstaben besteht, die kleiner
und schöner sind, als man sie auf irgend einem alten und neuen Kunst-
werke dieser Art findet. Dass man um die Mitte des siebzehnten Jahrhun-
derts (Caninfs Publication erschien 1669) den so zierlich gjegrabenen Namen
dem Felde beigefügt habe, ist unwahrscheinlich, auch lässt sich kein muth-
masslicher Grund angeben, warum man gerade diesen Namen gewählt habe.
Daraus dass La Chausse nicht von einem Jaspis, sondern von einem Camee
Spricht, und daraus, dass Menage (hist. mulier. philos.) und Gronov die so deut-
lich gegrabene Aufschrift auf ihrem Steine -'ICH.IICOY lesen, entsteht die Ver-
mnthung, der rothe Jaspis in der kaiserlichen Sammlung zu YVien sei nicht