Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

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Gennnenschneider. 
dagegen erwecken, ob in der Anwendung überall das richtige Maass innegehalten 
worden ist, ein Misstrauen, dem sich selbst Köhlefs Herausgeber, Stephani, 
nicht ganz hat entziehen können; obwohl er sich sonst fast durchgängig als 
 dessen Verehrer und Bewunderer zu erkennen giebt. 
Die Aufgabe, welche zunächst zu lösen war, kann hiernach nicht zweifel- 
haft sein. Es kann sich nicht darum handeln, schon jetzt aus unsicheren Ele- 
menten eine Geschichte der Steinschneirler zu entwerfen, sondern nur, uns dieser 
Elemente selbst zu versichern. Das gesammte, von verschiedenen Seiten bei- 
gebrachte Material war nach den oben entwickelten Grundsätzen einer erneuten 
und umfassenden Prüfung zu unterwerfen. Aber selbst diese Aufgabe liess sich 
für den Augenblick nicht einmal in ihrem vollen Umfange lösen. Manche Frage 
ist nur durch eine Prüfung der an den verschiedensten Orten zerstreuten Ori- 
ginale zu entscheiden; manche andere nur durch specielle Kenntniss der Technik, 
des Materials u. s. w., von denen ich offen bekenne, dass ich sie nicht besitze. 
Wenn daher keine vollständig abschliessende Untersuchung möglich war, so 
musste mein Augenmerk hauptsächlich auf zwei Punkte gerichtet sein: nämlich 
innerhalb gewisser Grenzen eine feste Grundlage zu gewinnen und ferner das 
gesammte Material in der Weise übersichtlich zu ordnen, dass dadurch ein Ein- 
blick in den Stand der einzelnen Fragen möglichst erleichert und die Auf- 
466 merksamkeit anderer Forscher auf die Punkte gelenkt werde, welche erneuter 
Prüfung besonders bedürftig sind. Zu diesem Zwecke erschien es angemessen 
(abgesehen von den wenigen schriftlichen Nachrichten des Alterthums über 
Steinschneider), die durch lnschriften bekannten Namen in drei Abtheilungen 
zu sondern, und zwar in der ersten diejenigen zu behandeln, welche uns durch 
eine echte Inschrift überliefert und mit Sicherheit auf einen Künstler zu be- 
ziehen sind. Den Gegensatz hierzu bilden die Namen, Welche nur auf Fäl- 
schungen beruhen, oder, wenn echt, doch auf keinen Fall einen Künstler be- 
zeichnen können. In die Mitte zwischen diesen beiden Klassen endlich stellen 
sich diejenigen, deren Echtheit oder Unechtheit noch nicht hinlänglich bewiesen, 
oder deren Bedeutung als Künstlerinschrift noch zweifelhaft ist. Da die Ent- 
scheidung über echt und falsch möglichst streng nach dem objectiven That- 
bestand, nicht nach subjectivem uErmessen zu fällen war, so musste natürlich 
die mittlere Kategorie des Zweifelhaften zu einem verhältnissmässig grossen 
Umfange anwachsen, der sich jedoch bald wieder vermindern _wird, sobald nur 
diejenigen, denen die Hülfsmittel zu Gebote stehen, auf diese Abtheilung ihr 
Augenmerk richten wollen. Häufig wird der Anblick eines Abdruckes oder selbst 
einer Abbildung, die mir nicht zu Gebote standen, zu einer Entscheidung ge- 
nügen. In anderen Fällen handelt es sich um die Prüfung eines einzelnen 
Steines im Original. Nach Beseitigung dieser durch einfache Beobachtung zu 
erledigenden Fälle wird nur eine geringe Anzahl von Fragen übrig bleiben 
(wie z. B. über die Bedeutung der römischen Vornamen), welche eine principielle 
Entscheidung erfordern, aber nach Abschluss der Detailuntersuchungen wahr- 
scheinlich auch ohne Schwierigkeit erhalten Werden. Erst dann wird sich der 
Versuch, aus dem so gesichteten Material einigen Nutzen für die Geschichte 
der Steinschneidekunst zu ziehen, mit Aussicht auf günstigen Erfolg unter- 
nehmen lassen.   
	        
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