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Jahrhundert oder die Zeit des Wiederauflebens der Steinschneidekunst verfolgen,
so ist dadurch eine unbedingte Gewähr seines Alterthums gegeben. Von rela-
tivem Werth ist es aus den nachher zu entwickelnden Gründen, wenn die Exi-
stenz eines Steines auch nur überiden Anfang des siebzehnten Jahrhunderts
hinaus nachgewiesen werden kann. Gleiche Bedeutung für die nachfolgenden
Zeiten müsste natürlich ein unverdächtiges Zeugniss haben über die Auffindung
unter Umständen, die an dem Alter nicht zweifeln lassen. Aber bei der nun
einmal unverhesserlichen Natur des Kunsthandels gehört ein solches Zeugniss
gerade bei den geschnittenen Steinen mit Inschriften zu den grössten Selten-
heiten. Lässt sich demnach auf diesem Wege die Echtheit nur selten nach-
weisen, s0 genügt umgekehrt häufig der Name dessen, durch den oder in dessen
Besitz ein Stein zuerst bekannt wird, um den Verdacht der Unechtheit zu er-
wecken, indem die Fälscher ihre Waare natürlich am liebsten da zu verwerthen
suchten, wo sie Unkenntniss oder Leichtgläubigkeit voraussetzen durften. So
ist es allgemein anerkannt, dass die Sammlung de Thoms, so wie andere Be-
standtheile des niederländischen Museums, ferner die Sammlungen Medina, de
la Turbie, ganz abgesehen von der berüchtigsten zweiten Poniatowskfschen,
gerade in Betreff der Künstlerinschriften fast nur Unzuverlässiges oder unzweifel-
haft Falsches darbieten; und eine genauere Bekanntschaft mit der Entstehungs-
geschichte mancher andern Sammlung; würde vielleicht zu ähnlichen Resultaten
führen.
Zugleich aber muss hier die Geschichte der auf die Steinschneider bezüg-
lichen Litteratur wenigstens in ihren Hauptpunkten in Betracht gezogen werden,
indem uns hauptsächlich durch sie das Material der Untersuchungen geliefert
wird. Aus ihr ersehen wir zunächst, dass sich erst im Anfange des vorigen
Jahrhunderts die Aufmerksamkeit in ausgedehnterem Maasse auf die Namen von
Gemmenschneidern zu richten, und dass dem entsprechend erst von damals an
die Fälschung sich dieses Gebietes in umfassenderer Weise zu bemächtigen be-
gann. Kühler und Stephani, die in ihren Zweifeln am weitesten gehen, geben
selbst zu, dass Künstlernamen in der früheren Periode nur ausnahmsweise ge-
fälscht worden seien, so der des Tryphon und des Dioskurides, die beide durch
schriftliche Zeugnisse des Alterthums bekannt waren. Sehr wohl möglich ist
es ferner, dass man Steine mit damals anders gedeuteten Namen, z. B. den
Mäcenas des Solon, vielleicht ohne Absicht des Betruges copirte, oder auch
sonst bekannte Namen, z. B. Aulos, selbst auf einen modernen Stein setzte.
Köhler glaubt indessen, noch eine andere Quelle von Fälschungen entdeckt zu
haben, welche nicht sofort, aber später auf die Untersuchungen über die Künstler
Einfluss gewonnen habe. Wegen der im sechszehnten Jahrhundert erwachten
Vorliebe, die Bildnisse berühmter Männer des Alterthums zu besitzen, habe man
damals unbekannten Portraitköpfen beliebige Namen beigefügt, um jene Reihen
zu vervollständigen; oder auch habe man eine andere Darstellung durch einen
beigeschriebenen Namen in Beziehung zu irgend einem berühmten Manne (etwa
als dessen Siegel) zu setzen gesucht. Erst später, als man das Unpassende
dieser Benennungen und Beziehungen erkannt und zugleich nach Künstlernamen
gesucht habe, seien dann dieselben Namen als eben so vielen Künstlern ange-
hörig gedeutet worden. Der Vorwurf ist namentlich gegen ein Werk gerichtet,