Volltext: Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler (Bd. 2)

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Verzeich 
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Kallikrates 
wird gewöhnlich mit Myrmekides zusammen genannt, so dass hier über beide 
gemeinschaftlich zu handeln ist. Ersterer nun heisst consequent Lakedämonier: 
Aelian V. H. I, 17; Galen nporpsnr. n. r. räxv. 9, I, p. 20 Kühn; Athen. XI, 782D 
(p. 1037 Bind); Schol. Dion. Thrac. ap. Bekk. anecd. II, p. 651; Myrmekides da- 
gegen Athener bei Galen und in den Scholien zu Dionys, oder Milesier bei Aelian 406 
und Athenäus, welche letztere Angabe sich mit der ersteren vielleicht durch die 
Annahme vereinigen lässt, dass er aus dem attischen Demos Milet stammte (vgl. 
(II. J.  zu n. 692). Die Verschiedenheit des Vaterlandes beider Künstler giebt 
uns die Gewissheit, dass wir es wirklich mit zwei Personen zu thun haben, wäh- 
rend in den weiteren Nachrichten Manches auf die auch gelegentlich schon aus- 
gesprochene Vermuthung leiten könnte, dass etwa Myrmekides (der Ameisen- 
bildner) nur ein Beiname des Kallikrates sei. Namentlich ist es eine Arbeit, 
bei welcher fast regelmässig von beiden Künstlern die Rede ist, ein Viergespann 
nebst Lenker von solcher Kleinheit, dass es durch die Flügel einer zugleich ge- 
fertigten Fliege ganz bedeckt wurde: Plut. adv. Stoicos p. 10S3D: Aelian l. l. 
Schol. Dion. l. 1.; nur Plinius (7, 85; 36,  nennt Myrniekides allein. Ob nun 
beide gemeinschaftlich daran thätig gewesen oder 0b jeder für sich denselben 
Gegenstand behandelt, lässt sich nicht entscheiden. Sehr wohl möglich und 
auch wahrscheinlich ist das Letztere: denn bei ähnlichen Kunststücken der 
Technik werden häufig verschiedene Künstler in der Lösung nicht verwandter, 
sondern identischer Aufgaben mit einander wetteifern. So lässt Aelian Distichen, 
Plutarch homerische Verse mit goldenen Buchstaben auf ein Sesamkorn von 
beiden Künstlern geschrieben sein: und während der Name des Myrmekides als 
Beiname gefasst uns unwillkürlich auf die Darstellung von Ameisen hinweist, 
wird die Bildung dieser und ähnlicher 'l'hiere von Plinius dem Kallikrates bei- 
gelegt. Berühmter, vielleicht weil er zuerst die Technik in solcher Weise ver- 
feinerte, scheint Myrniekides gewesen zu sein. Zwar wird ein Werk, ein Schiff, 
welches durch die Flügel einer Biene verdeckt wurde, von Plinius dem Kalli- 
krates allein zugesprochen. Dagegen erscheint Myrmekides allein als Repräsen- 
tant dieser Kunstrichtung bei Varro de 1. l. Vll, 1; Cicero qu. Acad. lV, 38; 
Julian orat. lll, p. 208 und Suidas  v. yäkuttig. YVir vermögen indessen über 
dieses Verhältniss nichts Sicheres zu bestimmen, da uns die Nachrichten der 
Alten weiter auch über die Zeit der beiden Künstler völlig im Ungewissen lassen, 
wenn auch das Raffinement ihrer Technik uns vor allem auf eine Periode der 
vollendeten Kunstbildung, also etwa die alexandrinische, hinzuweisen scheint. 407 
Ueber ihre Kunstrichtung kann nach den bereits angeführten Nachrichten kein 
Zweifel sein. Denn mögen sie, wie aus ihrer Erwähnung unter den berühm- 
testen Toreuten bei Athenäus hervorzugehen scheint, auch Cisellirungen der 
gewöhnlichen Art ausgeführt haben, so beruht doch ihr Ruf fast ausschliesslich 
auf der iuxporsxvta, Welche freilich mit Recht zuweilen als ya-ramrsxvia be- 
zeichnet und verspottet wird. Durch die Technik war natürlich auch das Ma- 
terial bedingt, dessen sie sich bedienten. Dass es Marmor gewesen, wie Plinius 
an einer Stelle (36, 43) und aus ihm Apuleius (de orthogr. p. I2 Osann) an- 
giebt, ist ein lrrthum, den Plinius selbst indirect widerlegt, indem er 7, 85 von 
Elfenbein spricht. Das Elfenbein erwähnt auch Varro mit der Bemerkung, dass
	        
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