Alphabetisches
Verzeichniss.
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Vollendung war damals der Bau gewiss noch weit entfernt: denn den grössten
Theil der Säulen schenkte nach Herodots Angabe (I, 92) erst Krösos. Freilich 384
meint Urlichs unter Hinweisung auf eine Stelle Strabds (XIV, p. G40: Tdv öä
1120312 rrjg Hprätuöog ngcä-rog m Äfpoirpgcov rfgxirsxrdvryosv, elf (Zltltog ärroinos
neige), dass dieses Geschenk zu einer Vergrösserung; des Tempels bestimmt
gewesen sei in der Weise, dass man damals den Peripteros in einen Dipteros
verwandelt haben werde. YVas nun die Annahme dieser Verwandlung anlangt,
so habe ich meine Bedenken gegen dieselbe bereits bei Gelegenheit des Cher-
siphron ziuseinandergesetzt und die Vermuthung; geäussert, dass es sich bei
Strabo um nichts anderes handele, als um die Weiterführung des Baues durch
Metagenes, den Sohn des Chersiphron, denselben, welchem Plinius die Ueber-
Windung der Schwierigkeiten des Gebälkbaues beilegt. Die Herrschaft der Perser
erklärt es sodann, wie der schon so weit Vorgerückte Bau wieder in's Stocken
gerieth, und die letzte Vollendung erst der von der Fremdherrschaft wieder be-
freiten Generation vorbehalten blieb.
Somit glaube ich an dem oben hingestellten Ergebnisse festhalten zu
dürfen, dass der Beginn des Tempelbaues zu Ephesos um die 5Oste Olympiade
zu setzen sei. Ueber die übrigen, dem Theodoros beigelegten Bauwerke, die
Skias zu Sparta und das lemnische Labyrinth, fehlen uns chronologische An-
gaben gänzlich. Es fragt sich also nur noch, wie die von Urlichs auf einen
zweiten Theodoros, den Neffen des ersten, bezogenen Angaben sich mit den
bisher gewonnenen Resultaten vereinigen lassen.
Ich hatte zur Begründung der Identität desselben mit dem älteren gleich-
namigen Künstler darauf hingewiesen, wie Theodoros mehrfach ö Sciywg, also
der bekannte Samier, genannt werde. Diesen Grund. meint nun Urlichs, könnte
man eben so gut für die Identität der beiden Kanachos und Polyklete geltend
machen; denn obgleich der jüngere Kanachos nach Pausanias VI, 13, 7 eben-
falls aus Sikyon war, heisse der ältere VII, 18, 10 schlechtweg „der Sikyonier",
eben so VI, 13, 6 und VIII, 31, 4 der ältere Polyklet „der Argeier", obgleich
VI, 6, 2 zwei Künstler des Namens aus Argos erwähnt würden. Allein VI, 13, 7
heisst eine Statue äoyov Ezxvwviov Kavvfxov ruxpct 10,5 Hoysicg Holvxleircg öröax-
öävrog, und VI, 6, 2 wird erwähnt [Iohixlsmrg Qioysiog, oüx Öxrrfgfftlgag rö 385
(Zyaltiia rmujoag, iuxänrwig öä Nkxvmiöovg. Also weder der jüngere Kanachos
heisst ö SLZLYÖULOQ, noch der jüngere Polyklet ö Ädpysiog, und beide werden
von den bekannteren gleichnamigen älterenKünstlern noch ausdrücklich unter-
schieden. Unter solchen Umständen ist es gewiss nicht zu übersehen, wenn
Herodot I, 51 den von Krösos nach Delphi geschenkten Krater ein Werk (950-
örägov m17 Scqziov, Pausanias III, 12, 10 die Skias zu Sparta Osoööpov 1017
Eaiciov noiryya nennt, und Pausanias VIII, 14-, 8 noch ausdrücklich den Erfin-
der des Erzgusses mit dem identiticirt, der für Polykrates den Ring macht.
Dieser aber heisst bei Pausanias sowohl ganz consequent, als auch bei Herodot
III, 41, Sohn des Telekles, und beide kannten offenbar nur den einen Theodoros.
Ward aber dieser Theodoros häufig neben Rhökos als dessen Genosse genannt,
so dürfen wir uns nicht wundern, wenn unzuverlässigere Gewährsmänner ihn
fälschlich als Sohn desselben anführen. Unzuverlässiger als Herodot und Pau-
sanias darf man aber gewiss mit gutem Rechte sowohl Diogenes Laertius nennen,