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Die
Architekten.
er durch seine Thätigkeit am Tempel der ephesischen Artemis seinen Buf be-
gründet. Dieser war also vor Ol. 76 fertig. Nehmen wir Ol. 70-72 für die
Zeit seiner Vollendung und rechnen wir 120 Jahre zurück, so ergiebt sich etwa
Ol. 40-42 als der Zeitpunkt, da Theodoros den Grund legte: (S. 9).
Für die vorliegende Erörterung ist es unerheblich zu entscheiden, 0b der
alte Tempel des didymäischen Apollo einmal unter Darius Hystaspis (HerodVI, 19)
oder noch ein zweites Mal unter Xerxes (Strabo XIV, G34 und Suidas s. v.
jjßaylxiöat) verheert und geplündert wurde. Die Wiederherstellungf durch die
genannten Architekten begann sicherlich, wie Urlichs ebenfalls annimmt, nicht
vor der Vertreibung der Perser, also nicht vor der Schlacht bei Mykale Ol. 75, 2.
Sehen wir aber, wie z. B. Athen, welches doch nach der Schlacht bei Plataeae
weit weniger als Milet durch die Nahe der Perser bedroht war, doch nicht so-
fort zu grossen Tempelbauten schritt. so dürfen wir wohl für Milet dasselbe
annehmen, dessen Freiheit erst etwa durch die Schlacht am Eurymedon, also
nicht vor der 78sten Olympiade gesichert war. Ja, wenn wir bei Herodot
(l, 157) lesen: du yctp alirriäl. (äv Bpayliöyot) navrziiov ex naltawü iögvglävrar.
333 rqö "Icaväg re ruivrsg mal 1116x884; äaiäeoav xgäsottat, so scheint daraus hervor-
zugehen, dass, als er sich noch in Asien aufhielt, das Heiligthuni noch
nicht wieder hergestellt war. Auf jeden Fall fehlen zwingende Gründe, den
Beginn des Baues in die 76ste Olympiade zu setzen. Eben so wenig kann
ich ferner zugeben, dass damals der ephesische Tempel nothwendig vollendet
sein musste: Ephesos und Milet liegen so nahe bei einander, dass Paeonios
recht wohl für beide Orte zugleich thätig sein konnte, um so mehr, wenn wir
hören, dass er an jedem derselben noch einen Genossen neben sich hatte: in
Ephesos den Demetrios, in Milet den Daphnis, welche die praktische Ausführung
des Baues überwachen mochten, während von ihm vielleicht die Entwürfe ge-
liefert waren. Sollte aber auch wirklich der eine Bau erst nach dem andern
gefolgt sein, so ist immer noch nicht nöthig, mit Urlichs einen Zeitraum von
vier bis sechs Olympiaden zwischen der Beendigung des einen und dem Be-
ginn des andern anzunehmen: immer werden wir am natürlichsten die Voll-
endung; des ephesischen Tempels gegen die 8Oste, und somit die erste Anlage
der Fundamente durch Theodoros gegen die 50ste Olympiade herabrücken dürfen.
Einige andere Angaben, welche Urlichs zur Bestätigung seiner Ansicht bei-
bringt, stehen mit der obigen Bestimmung keineswegs im Widerspruch. Als
Servius Tullius den Bundestempel der Diana auf dem Aventin erbaute, gegen
Ol. (50, soll der Tempel zu Ephesos bereits berühmt gewesen sein und Servius
ihn sich zum Muster genommen haben: Liv. I, 415; Dion. Hal. IV, 2G. YVenn
nun Urlichs es als vollkommen denkbar bezeichnet, dass um Ol. 60 der ephe-
sische Tempel binnen 18-20 Olympiaden weit genug vollendet war, um seinen
Ruf bis nach Rom zu verbreiten, so scheint mir, dass dazu auch schon die
Hälfte des angenommenen Maasses, ein Zeitraum von vierzig Jahren, vollkommen
genügt. Eben so konnten binnen zwanzig bis dreissig Jahren recht wohl die
Fundamente gelegt und ein Theil der Säulen aufgerichtet sein, so dass bei der
Belagerung durch Krösos, bald nach seinem Regierungsantritt Ol. 55, 1, die
Ephesier Stadt und Tempel durch Taue verbinden und dieselben um die Säulen
legen konnten (Plerod. I, 2G; Polyaen. VI, 50; Aelian V. H. VI, 26). Von der